China begehrt gegen Tracking-Schutz von Apple auf

Nicht, dass es jemanden überraschen würde, aber die China Advertising Association (CAA, vom Staat unterstützte Datensammelstelle für Werbung), mit mehr als 2000 Mitgliedern, hat einen neuen Weg gefunden, iPhone Anwender zu tracken, gegen den neuen Tracking-Schutz, der mit iOS 14.5. kommen soll, also das vom Anwender zu bestätigende übergreifende App-Tracking. Dazu verwendet sie eine sog. CAID (Chinese Ad ID), die die App-Entwickler benutzen sollen, wenn sie auf die IDFA keinen Zugriff haben. Zu IDFA habe ich mich schon geäußert.

Das Original ist von der Financial Times und hinter einer Paywall. Daher hier zwei Alternativen.

ORF🇩🇪
Business Insider🇬🇧

ByteDance, der Erfinder von TikTok, hat demzufolge eine 11-seitige Empfehlung für App-Entwickler herausgegeben, eine CAID anstelle einer IDFA zu verwenden. Wenn es eine zentrale Stelle gibt, die sicherstellt, dass die CAID entsprechend eindeutig ist, dann wird das funktionieren. Und in China ist alles zentral. Es wird nicht lange dauern, bis auch andere auf die Idee kommen, diese zu verwenden oder aber etwas eigenes, vorbei an Apple’s IDFA, zu bauen.

Noch hält Apple dagegen.

The App Store terms and guidelines apply equally to all developers around the world, including Apple. We believe strongly that users should be asked for their permission before being tracked. Apps that are found to disregard the user’s choice will be rejected.

https://www.yahoo.com/entertainment/apple-gave-iphone-developers-stark-200317868.html🇬🇧
https://developer.apple.com/app-store/user-privacy-and-data-use/🇬🇧

Doch seien wir ehrlich: Die CAA wird vom chinesischen Staat gestützt. Wenn die etwas wollen, wird Apple einknicken. Zu gross ist die Abhängigkeit vom chinesischen Markt. Die deutschen Unternehmen können ein Lied davon singen.
Schon oft musste Apple in China nachgeben. iCloud Schlüssel von Nutzerkonten von Nutzern aus China wurden an China herausgegeben.
Oder:

In 2017 hat die chinesische Regierung Apple gebeten, die New York Times App aus dem AppStore zu löschen. Apple folgte brav. Als im selben Jahr die Anfrage kam, 400 VPN Apps aus dem AppStore zu löschen, kein Ding, haben sie gemacht. Selbst Skype war 2017 betroffen und wurde von Apple aus dem chinesischen AppStore entfernt.
Auch die Quartz App, die weltweite Geschäftsnachrichten anzeigt, hat Apple auf Druck von Peking entfernt. Und als es wirklich um Demokratie ging, hat Apple die Protest-App aus Hongkong aus dem AppStore genommen.

Also stellt sich die Frage: Sind die Techgiganten wirklich so stark oder sind die Europäer zu schwach? Kann man von Firmen verlangen, sich gegen „Gesetze“ in einem anderen Land zu wehren? Können wir erwarten, verlangen, dass Unternehmen keine Geschäfte mit totalitären Diktaturen, Folterern, Menschenverächtern machen? Nein, natürlich nicht. Gerade wir Deutschen sollten schön still sein. Saudi-Arabien, Türkei, China, wir machen mit allen Geschäften, wir sind Export-Vize-Weltmeister.

Die Quintessenz: Apple müsste sehr wahrscheinlich fast alle Applikationen aus China sperren, denn (fast) alle chinesischen Apps werden diese CAID verwenden (müssen). Das würde die iPhones in China praktisch unbenutzbar machen, wenn das untersagt wird. Und die chinesische Regierung würde sich das nicht gefallen lassen.

Am Ende wird es auf die ein oder andere Lösung herauslaufen:

Chinesische Apps (die die CAID verwenden oder alle) sind nur im chinesischen AppStore verfügbar. Das würde entweder bedeuten TikTok wäre aus dem weltweiten AppStore raus oder sie müssen zwei Apps anbieten, eine mit CAID und eine ohne.
Ausländische Apps dürfen nur in den chinesischen AppStore wenn sie die CAID verwenden.
Warten wir ab, wann 14.5. kommt, denn da soll die neue Funktionalität für Transparenz der IDFA kommen. Und dann schauen wir mal was China und Apple machen.
Ich habe keine Hoffnung.

Empfehlung: Wenn Sie eine App herunterladen und installieren wollen, schauen Sie sich an, wer der Hersteller ist und wo dieser seinen Firmensitz hat.