Erfahrungen mit Bitcoin

Da ich mich in den letzten Wochen mit Bitcoin auseinandergesetzt habe, hier ein sehr persönlicher Erfahrungsbericht mit hoffentlich einigen Tipps. Das ersetzt nicht das Einlesen in Bitcoin und ist keine Anleitung zum Zocken mit Bitcoin.

Einführung

Ein wichtiger Schritt unterzutauchen ist das Online bezahlen. In Deutschland können Sie keine Kreditkarte so einfach anonym bekommen. Kaufen Sie sich beispielsweise ein VPN Abo und bezahlen mit Kreditkarte, sind Sie nicht wirklich anonym.

Auch Bitcoins können gestohlen werden. Also gilt es, Vorkehrungen zu treffen.

Um sich weiter in digitale Währungen einzulesen, empfehle ich Ihnen die einschlägigen Webseiten zu besuchen und sich zu informieren. Es würde den Blog sprengen, Bitcoin, Litecoin, Ether oder Blockchain zu erklären. Im Prinzip müssen Sie die Details auch nicht wirklich kennen, sondern sich der Gefahren und des Nutzens bewusst sein und es nutzen können. Nichts desto trotz ist das Thema leider schwieriger als ich zuerst dachte.

Eines vorweg: Bitcoin ist nicht anonym und weniger sicher, wenn Sie keine Vorkehrungen treffen. Gehen Sie beispielsweise auf einen Bitcoinhandelsplatz wie coinbase und wollen dort Bitcoin erwerben und einsetzen, dann müssen Sie sich identifizieren. Damit verwaltet dieser Handelsplatz ihr Wallet (das digital Portmonee) und alle Ihre Transaktionen, wie Ihre Bank auch. Um Bitcoins zu erhalten müssen Sie Euros bereitstellen, zum Beispiel mit Ihrer Kreditkarte. Sie sind also alles andere als anonym oder pseudonym. Wenn Sie wirklich anonym bleiben wollen, dürfen Sie keinen der Handelsplätze verwenden.

Ein weiterer Nachteil: In der Geschichte des Bitcoins, die nicht wirklich lang ist, sind schon einige der Handelsplätze Opfer von Data Breaches geworden und bei vielen Kunden war das Geld weg. Lesen Sie dazu beispielsweise über eine der seinerzeit grössten Handelsplattform für Bitcoin, Mt. Gox.

Wenn Sie mit Bitcoin bezahlen kennt der Händler, bei dem Sie kaufen, Sie nicht, aber möglicherweise will er Ihnen etwas Physisches senden und benötigt eine Adresse. Haben Sie ein anonymes Postfach? Oder eine Amazonbox? Die meisten Menschen haben das nicht. Wahrscheinlich interessiert er sich nicht dafür, wer Max Mustermann ist, aber Ihr Name und vielleicht noch mehr Daten werden vielleicht von seiner Webseite an beliebig viele Datenhändler gesendet, Tracking, Fingerprinting etc..

Daher sind Sie nur anonym, wenn Ihr Bitcoin Portmonee, die sog. Wallet, bei Ihnen ist. Das Portmonee ist bei einer digitalen Währung natürlich digital, also eine Software. Dort werden Ihre Bitcoins wie in einem physischen Portmonee verwaltet. Wenn Sie dort 1000€ in Bitcoins aufbewahren und verlieren es (in dem Fall nicht die physische Software sondern z. B. das Passwort), dann ist das Geld weg. Ein für alle Mal. Es ist dem Geldkreislauf entzogen. Es gibt Schätzungen, dass 23% aller bisher geschürfter Bitcoins durch das „Nicht-mehr-auf-das-Wallet-zugreifen-können“ verloren gegangen sind. 

Ausserdem: Sollten Sie einige Euros in dem Wallet verwalten wollen, sind Sie auch durch Hackerangriffe angreifbar. Wenn eine Ransomware-Attacke erfolgreich ist, ist auch Ihr Wallet verschlüsselt und Sie kommen nicht mehr an die Bitcoins. Daher ist es gerade hier sehr sehr wichtig, das Wallet zu schützen. Dazu können Sie Hardware-Wallets verwenden (USB Sticks mit spezieller Software, die ich nicht empfehle, weil Sie dann abhängig von der Firma der Hardware sind) oder aber Sie speichern das Wallet auf einem USB-Stick und benutzen diesen am Rechner nur, wenn Sie Bitcoins erhalten oder senden. Dazu empfehle ich Ihnen dringend, das Wallet zu sichern. Ich verwende dazu einen zweiten USB-Stick oder eine SD-Karte. Backup-Regeln gelten hier besonders. Es geht um Geld. Und vergessen Sie nicht, das Passwort in den Passwortmanager zu speichern, der auf einem anderen USB-Stick gelagert ist und dessen Daten Sie auch mindestens zweimal haben sollten. Bitcoins verwenden eine Verschlüsselung. Es gibt einen privaten und einen öffentlichen Schlüssel. Wenn Sie den privaten Schlüssel verlieren, dann kommen Sie nicht mehr an Ihr Wallet. Genauso wie bei Emails. Wenn Sie Ihren privaten Schlüssel verlieren, dann können Sie die verschlüsselten Emails nicht mehr lesen. Wenn jemand diesen Schlüssel an sich nehmen kann, ist Ihr Bitcoin Wallet sehr schnell sehr leer und vieles mehr.

Egal ob Sie ein Hardware-Wallet oder einen eigenen USB-Stick verwenden, geben Sie nie Ihre Private Key heraus. Nie, nie, nie. Niemals. Auch nicht wenn Sie eine Email von Trezor oder Ledger bekommen. Das sind Phishing Emails.

Ich habe Sie gewarnt.

Electrum

Wenn Sie sich auf bitcoin.org umsehen, finden Sie u.a. einen Ratgeber zur Software. Welches Wallet soll ich nehmen? Bin ich Einsteiger oder Profi? Sie werden über Wallets lesen, die vollständige Nodes sind und warum das für Sie besser ist und was die Nachteile sind. Ich will mit Bitcoin nicht handeln, ich benötige Bitcoin um Online einkaufen und bezahlen zu können, ohne dass jemand weiss, wer ich bin. Ich benötige keine mir gehörende Sparkasse in einem kleinen Dorf um im Supermarkt einzukaufen. Ich brauche ein digitales Portmonee. 

Ein kleiner Hinweis, bevor wir in die technische Arbeit mit der Software gehen. Ich lehne Geldgeschäfte via Smartphone ab. Die Software muss ich bei Apple aus dem offiziellen Store holen. Bei Android bin ich, wenn ich anonym bleiben will, auf die Auswahl aus dem F-Droid Store angewiesen. Ein Mobiltelefon ist für mich nicht so absicherbar wie ein Rechner, daher verwende ich die Bitcoin Software nur auf einem Rechner. Geht Ihr Handy verloren, ist das Geld weg, wenn Sie kein Backup haben. Und ich kenne nur wenige Menschen, die Ihre Mobiltelefone regelmässig sichern. Die Fotos schon. 

Auf der eben genannten Webseite finden Sie für Einsteiger ein Wallet mit dem Namen Electrum. Diese Applikation ist für alle gängigen Plattformen wie Linux, Mac oder Windows verfügbar. Sie ist Open-Source und kümmert sich um alles, was Sie benötigen: Das Verwalten von Bitcoin und Bitcoins erhalten und Bitcoins senden. Eine sehr gute Einführung, was Electrum macht, was die Begriffe bedeuten und vieles mehr finden Sie hier.

Vorgehen:

  • Laden Sie die Software herunter und starten Sie die Installation. Unter Linux sollten Sie wissen, wie Sie ein AppImage starten. 
  • Wenn Sie Electrum das erste Mal starten werden Sie ggf. feststellen, dass es sehr viele Netzwerkverbindungen öffnet. Das sind die Verbindungen zu den im Bitcoin-Netzwerk notwendigen Servern, die Sie benötigen. Sie können einen Server manuell auswählen, wenn Sie welche kennen, oder sie automatisch auswählen lassen.
  • Im nächsten Fenster können Sie den Namen des Bitcoin Wallets aussuchen. Ich empfehle Ihnen zuerst zu schauen, wo der standardmässige Pfad für die Wallets ist. 
  • Daher klicken Sie auf ‚Auswählen’. Bei macOS ist das beispielsweise Ihr Userverzeichnis/.electrum/wallets. Hier sollten Sie sich überlegen, wenn Sie Bitcoins öfter einsetzen, ob Sie dies nicht auf einen USB-Stick, siehe vorher, umleiten wollen. Für die Erstinstallation belassen wir den Standard für den Moment. 
  • Klicken Sie auf ‚Abbrechen‘ und geben Sie nun den Namen des Wallets ein.
  • Im nächsten Schritt wählen Sie die Art des Wallets aus. Wenn Sie nicht wissen, was diese bedeuten, wählen Sie die Standard-Börse aus. Wenn Sie sich schon mit 2FA vertraut gemacht haben, dann können Sie auch ´Geldbörse mit zweifacher Authentifizierung´ auswählen. Für dieses Beispiel selektieren wir Standard-Börse.
  • Als nächstes brauchen Sie einen Schlüsselspeicher, einen sog. Seed. Damit können Sie Ihre Schlüssel wiederherstellen. Daher ist das, was Sie jetzt machen, wichtig.
  • Da ich davon ausgehe, dass Sie keinen Seed haben, erstellen Sie einen neuen und klicken auf Weiter.
  • Akzeptieren Sie den Standard, Segwit, und klicken Sie auf weiter.
  • Der Seed, der jetzt angezeigt wird, sollte unbedingt in Ihrem Passwortmanager landen. Und wie dort steht, sollten Sie diesen niemals weitergeben, niemals veröffentlichen und nicht einfach als Text auf Ihrem Rechner oder in der Cloud ablegen oder auf Facebook posten: Schaut mal, mein erster Seed. Dann tippen Sie auf Weiter.
  • Weil dieser Seed so wichtig ist, müssen Sie ihn nochmals eingeben. Wenn Sie ihn via Copy und Paste in den Passwortmanager gespeichert haben, können Sie ihn jetzt wieder einfügen und weiter klicken. 
  • Jetzt müssen Sie ein Passwort angeben, um die Schlüssel zum Wallet zu verschlüsseln. Auch hier gilt wieder: Keine Wiederverwendung. Lassen Sie Ihren Passwortmanager ein starkes Passwort erstellen und speichern Sie es auch dort. Vergessen Sie nachher nicht, den Passwortmanager zu sichern, damit Sie eine Notfallkopie mit den Passwörtern und Seeds von Bitcoin haben. Wenn Sie das Passwort zweimal eingegeben haben klicken Sie auf weiter. Auf die Frage, ob Sie benachrichtigt werden wollen, wenn eine neue Version verfügbar ist, können Sie antworten wie Sie möchten.
  • Sie sehen nun das Applikationsfenster mit den Eingängen und Ausgängen Ihrer Bitcoins und wie der aktuelle Kontostand ist.
  • Beenden Sie die Applikation und starten Sie erneut, um zu prüfen, ob Sie Zugriff auf Ihr Wallet haben.

Gratulation. Sie haben Ihr erstes Bitcoin Wallet erzeugt. Und wie das beim Kauf von Portmonees so ist, sie sind am Anfang leer. Auch bei Bitcoin fällt das Geld nicht vom Himmel. Da Bitcoin eine andere Währung ist, benötigen Sie einen Geldwechsler. Da wir festgestellt haben, dass ein Handelsplatz nicht geeignet für anonyme Bitcoins ist, stehen wir vor dem schwierigsten Teil anonym Bitcoin zu verwenden.

Wie kommt der Euro ins Wallet?

Die erste und im Prinzip sicherste Möglichkeit an Bitcoins zu kommen, ist im privaten Umfeld zu fragen ob Ihnen jemand Euro in Bitcoin wechselt. Da mehr und mehr Menschen Bitcoins haben, ist das vielleicht nicht so unwahrscheinlich. In meinem Umfeld fand ich niemanden. Geben Sie diesem Menschen eine der Empfängeradressen aus Electrum.

Eine Option ist ein Bitcoin ATM, BATM. Sie stecken anstelle einer Karte Bargeld in das Gerät, geben Ihre Bitcoin Empfangsadresse an und erhalten in Ihrem Wallet Bitcoins. Der Preis: zwischen 5-10% Gebühren. Die Frage, die Sie sich vielleicht nun stellen: Welches ist Ihre Bitcoin Adresse, die Sie anderen und auch dem BATM geben müssen, damit Sie Bitcoins in Ihrem Wallet erhalten?

Wenn Sie in Electrum auf den Tab Empfangen klicken, dann sehen Sie erstmal keine Adressen, diese sind erstmal versteckt. Aber Sie sehen einen Knopf ‚Neue Adresse‘. Wenn Sie darauf klicken, dann wird eine neue Adresse angezeigt. Diese kommt aus einem Pool an Adressen, die beim Erstellen des Wallets mit Hilfe des Seeds angelegt wurden. Daher dürfen Sie den Seed nicht verlieren. Damit können Sie diese Adressen in Zukunft wiederherstellen. Wenn Sie sich alle Adressen, die Sie bis dahin haben, anzeigen lassen wollen, können Sie beispielsweise unter macOS im Menü auf ‚Ansicht‘ klicken und dort auf ‚Adressen anzeigen‘. Es wird ein weiteres Tab geöffnet, dass Ihnen alle angelegten eingehenden Adressen anzeigt. Der Tab ‚Empfangen‘ wählt aus dieser Liste einen aus. Bitcoin Adressen sollten nicht mehrfach verwendet werden um die Privatsphäre zu erhöhen und daher wählt der ‚Empfangen‘-Tab die erste nicht genutzte Adresse aus. Aber natürlich können Sie mit einer Adresse arbeiten und diese jedem geben, der Ihnen Bitcoins senden soll, zum Beispiel um Ihren Blog auf einer Webseite zu finanzieren. Es wird nur nicht empfohlen. 

Für jede Adresse wird aus dem Seed heraus ein Public/Private Schlüsselpaar erzeugt. Daher ist der Seed überlebenswichtig. Ich hoffe ich war deutlich, was den Seed angeht.

Sie werden vielleicht überrascht sein, dass Sie ausser den grünen „eingehend“ Adressen noch gelbe „Wechsel…“ haben. Das ist am besten an einem Beispiel erklärt. Nehmen wir an, Sie haben 0,5 BTC auf Ihrer Adresse AAAAA und 0,5 BTC auf Ihrer Adresse BBBBB. Ausserdem sehen Sie eine gelbe Wechsel… Adresse CHCHCHCH. Sie kaufen einen VPN Account und der verlangt als Zahlung Bitcoins mit dem Betrag 0,7 BTC an die Adresse VVVVV. Electrum behandelt dies, in dem es das Geld von den beiden Konten AAAAA und BBBBB holt (zusammen 1 BTC) und diese dann aufsplittert und 0,7 BTC and den VPN Anbieter mit der Adresse VVVVV und 0,3 BTC an Ihre Wechseladresse CHCHCHCH sendet. Jede Wechsel… Adresse wird genau einmal verwendet. Aus Sicherheitsgründen. Das ist in Electrum so und kann ausgeschaltet werden, wenn Sie das nicht wollen. Es wird aber nicht empfohlen. Sie können sich das auch so vorstellen: Sie sind im Geschäft und sollen 5,89€ bezahlen. Sie bezahlen mit einer 10€ Note und für das Wechselmünzgeld holen Sie Ihr kleines Ledersäckel aus dem Rucksack. In Ihrem Portmonee sind die 10€ weg, es ist leer, aber in Ihrem Ledersäckel sind die Münzen des Restgelds. Genau wie im realen Leben, in dem sie Scheine nicht halbieren können, können Sie Bitcoins nicht halbieren. Das Ungewohnte ist lediglich, dass Sie viele Adressen haben. 

Jetzt können Sie mit einer Corona-Schutzmaske und einer Mütze an einen BATM gehen und dort Ihre Euro einzahlen und in Bitcoins einer ausgewählten Adresse wechseln. Vergessen Sie nicht, bevor Sie losgehen und wenn Sie keine Bitcoin-Software auf Ihrem Mobiltelefon haben, den QR-Code oder die Zeichenkette, an die Sie das Geld überweisen wollen, mit zu nehmen. Die meisten BATMs bevorzugen QR-Codes.

Weitere Gedanken zu BATMs.

  1. Es gibt BATMs, die verlangen ein Foto mit dem Ausweis neben Ihrem Gesicht, wie bei einem Video-Ident-Verfahren. 
  2. Es gibt BATMs, die verlangen eine Mobilfunknummer an die sie einen Code schicken, den Sie dann eingeben müssen.
  3. Andere filmen Sie während Sie die Transaktion durchführen.
  4. An allen BATMs, an denen ich Bitcoins bezogen habe, war es teuer. Der aktuelle Tageskurs Online war bis zu 30% niedriger als der angezeigte Umrechnungskurs am Automaten. Und in derselben Stadt war der Unterschied zwischen zwei BATMs bei 20% des Umrechnungskurses. Interessanterweise war es an den ganz anonymen Automaten teurer, als an denen, die eine Verifizierung wollten. 
  5. Hinzu kommen die Gebühren. Je nach Anbieter haben Sie eine feste Gebühr, z. B. 5€ pro Transaktion, was bei 100€ 5% bedeutet. Schlimmer als wenn Sie im Ausland mit einer Kreditkarte Geld abheben. Da lohnen sich nur grosse Beträge.
  6. Der Bitcoin Kurs ist sehr volatil. Wenn Sie Glück haben steigt er auf dem Weg vom BATM nach Hause und Sie haben die Gebühren wieder eingespielt. Wenn Sie Pech haben, haben Sie nicht nur hohe Gebühren und einen schlecht Umrechnungskurs bezahlt sondern der Kauf Ihres VPN oder Emailaccounts wird teurer, weil der Kurs gefallen ist.

Informieren Sie sich, wenn Sie etwas Zeit benötigen um den BATM zu erreichen, was verlangt wird und ob Sie damit Ihre bisher geschützte Anonymität auf diesem Weg einschränken wollen.

Denken Sie auch daran, es kann mehrere Stunden dauern, bis die Bitcoins Ihrem Konto gutgeschrieben werden. Also keine Panik, wenn Sie nicht gleich am BATM den Eingang sehen, weil Sie es gewohnt sind, dass alles Digitale in Echtzeit abläuft. Bitcoin gehört nicht dazu. 

Die sicherste Art und Weise Bitcoin zu erhalten ist von anderen Menschen. Eine Möglichkeit ist, gerade wenn Sie freiberuflich tätig sind, Bitcoin als Zahlungsart zu akzeptieren. Wenn Sie in der IT Sicherheitsbranche sind, werden Sie Kunden finden, die das begrüssen. Aber in Deutschland ist das Thema leider nicht so verbreitet. 

Sie können natürlich auch an einer Konferenz teilnehmen, bei der es um digitale Sicherheit geht. Meist stehen dort BATMs die keine Identifikation wollen und es gibt sog. Bitcoin Parties, die vor allem den Zweck erfüllen, Bitcoins auszutauschen. Aber auch hier tummeln sich dunkle Gestalten. Je nachdem welche Konferenz und welche Parties, können Sie Glück haben oder auch reinfallen. Fragen Sie andere ob Sie jemanden Zuverlässigen kennen. Und starten Sie vielleicht nicht mit 100.000€ um Ihren Tesla in Bitcoin zu bezahlen, sondern vielleicht mit 50€ oder 100€. 

Wenn Sie jetzt endlich Bitcoin in Ihrer Wallet haben, was machen Sie damit? Ich benutze sie ausschliesslich für digitale Wahren, die nicht physisch an meine Adresse verschickt werden müssen. Und natürlich, um im Internet so tief wie möglich unterzutauchen. Das heisst ich verwende sie fast ausschliesslich für den Erwerb eines VPN-Abos und anonymer Email. Ein Vorteil dabei ist, dass die Bezahlung mit Bitcoin die meisten Verifikationsprozesse beim Bezahlen eliminiert.

Bezahlen mit Bitcoin

Sie haben Bitcoin im Wallet und wollen den neuen VPN Anbieter in Bitcoin aus Electrum heraus bezahlen.

  • Klicken Sie auf Senden am oberen Fensterrand
  • In das Feld Senden an geben Sie die Bitcoin-Adresse oder scannen Sie den QR-Code vom Verkäufer
  • Geben Sie eine für Sie aussagekräftige Beschreibung an
  • Tragen Sie den zu bezahlenden Bitcoin ein
  • Klicken Sie auf Bezahlen

Bitcoins schwanken sehr im Wert. Trotzdem sind alle Zahlungen, die ich bisher geleistet habe immer im 0,0… BTC Bereich. Daher steht dort: mBTC. Das ist ein Tausendstel Bitcoin. Ist der Bitcoin beispielsweise bei 20.000€ pro Bitcoin und sie geben hier eine 1 ein, dann sind das 20€. Seien Sie also vorsichtig, was Sie dort eintragen. Um das etwas einfacher zu gestalten, können Sie zusätzlich zu Bitcoin eine sog. Fiat-Währung einrichten, die daneben angezeigt wird. Dazu gehen Sie in die Einstellungen von Electrum, klicken auf Fiat und geben als Fiat-Währung EUR oder CHF oder die Währung Ihrer Wahl ein.

Zu guter letzt gilt zu bedenken, dass Sie auch Gebühren bezahlen, wenn Sie mit Bitcoins etwas kaufen oder verkaufen. Je höher die Gebühr, desto schneller wird die Zahlung verarbeitet. Ich habe einen VPN Anbieter darüber bezahlt und die günstigste Gebühr eingestellt. Die Zahlung kam beim Anbieter Tage später an. 

Ohne Risiko testen

Wenn Sie bis hierher gelesen haben und Bitcoins ausprobieren wollen, aber noch Angst haben, die ersten Transaktionen auszulösen, können Sie ein paar Testrunden drehen, ohne einen Geldverlust zu riskieren.

Es gibt den sog. Testnet Modus. Das Problem mit Electrum ist dabei, dass das nicht im GUI abgebildet ist. Sie müssen Electrum mit speziellen Parametern starten. Dabei ist es empfehlenswert, eine Kopie der Applikation zu erstellen, vielleicht auf dem Schreibtisch und diese beispielsweise in „Electrum Testing“ umzubenennen. Wann immer Sie diese dann mit einem Doppelklick starten, wir eine Verbindung zu einem Testnetz aufgebaut und nicht zu einem realen Netz.

Windows:

  • Kopieren Sie das Electrum Startprogramm (den sog. Launcher) auf den Schreibtisch, als wenn Sie eine Worddatei kopieren. 
  • Benennen Sie sie um, z. B. „Electrum Testing“. 
  • Erstellen Sie einen Shortcut für die Applikation auf dem Schreibtisch. 
  • Um die Parameter einzugeben, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf diesen Shortcut und dann auf die Eigenschaften. 
  • Suchen Sie nach dem Tab Verknüpfung und klicken dieses an.
  • Suchen Sie nach dem Wort Ziel auf der linken Seite. Rechts davon sehen Sie den Pfad zur Applikation und die Exe-Datei. Klicken Sie in das Feld, gehen ans Ende und geben ein Leerzeichen gefolgt von –testnet ein (zwei Minuszeichen hintereinander).
  • Klicken Sie auf OK.
  • Starten Sie diese Version von Electrum durch einen Doppelklick. Electrum weist Sie mit einem Fenster darauf hin, dass Sie das Testnet verwenden und die entsprechenden Bitcoins, die dort verwendet werden wertlos sind. 

macOS:

  • Öffnen Sie die Applikation TextEdit (aus dem Programme Ordner) oder einen anderen Editor, der normalen ASCII Text erzeugen kann. Das kann auch der vi oder nano sein.
  • Dort tragen Sie folgendes ein:
    #!/bin/bash
    open -n /Applications/Electrum.app –args –testnet
  • Gehen Sie im Menu auf Format und dort auf „In reinen Text umwandeln“. Klicken Sie ok.
  • Gehen Sie im Menu auf „Ablage-Sichern“ und wählen den Schreibtisch aus. Geben Sie bei „Sichern unter“ an:
    Electrum_Testing. Deaktivieren Sie die Option, die Endung txt automatisch anzufügen.
  • Beenden Sie TextEdit
  • Öffnen Sie die Terminal Applikation aus „Programm-Dienstprogramme“.
  • Dort geben Sie ein (jede Zeile mit Return abgeschlossen):
    cd Desktop
    chmod +x Electrum_Testing
  • Verlassen Sie das Terminal.

Sie haben jetzt auf Ihrem Schreibtisch eine ausführbare Datei die Sie mit einem Doppelklick starten können.

Ubuntu:

  • Öffnen Sie die Terminal Applikation in dem Sie links oben auf Aktivitäten klicken und in das Suchfenster Terminal eingeben.
  • Tippen Sie dann den folgenden Befehl ein:
    nano ~/Desktop/Electrum.desktop
    Tippen Sie Return.
  • Ein Texteditor öffnet sich. Geben Sie folgenden Text ein:[Desktop Entry]
    Type=Application
    Name=Electrum Testnet
    Exec=electrum – -testnet (hängt davon ab wo und unter welchem Namen Sie die ausführbare Datei gespeichert haben
    Icon=electrum
  • Tippen Sie Strg-X um nano zu verlassen und dann Y um den Text abzuspeichern.
  • Tippen Sie dann folgenden Text ein:
    chmod +x Desktop/Electrum.desktop
  • Doppelklicken Sie auf das Icon um zu testen ob die Applikation startet.

Testen Sie, ob die Applikation, die Sie gerade konfiguriert haben auch mit den richtigen Servern arbeitet. 

Natürlich müssen Sie für diese Umgebung wieder ein Wallet anlegen, alles wie oben beschrieben. 

Wenn Sie all die Schritte durchgeführt haben, dann kann es passieren, dass Sie rechts unten einen roten Punkt sehen. Wenn er grün ist, ist alles in Ordnung, rot bedeutet, das keine Verbindung zu Testnet Servern bestehen. Klicken Sie auf jeden Fall auf diesen Punkt um sich mit den Netzwerkeinstellungen bekannt zu machen.

Stellen Sie sicher, dass die Einstellung „Server automatisch auswählen“ aktiviert ist. Die meisten Server enthalten im Namen den Text: testnet.

Jetzt haben Sie ein Testwallet und eine Verbindung zu Testservern, jetzt müssen Sie noch Coins verschieben.

Um Testcoins erhalten zu können, benötigen Sie wieder eine Empfängeradresse. Dazu klicken Sie auch hier auf ‚Empfangen’ in der oberen Leiste und dann auf ‚Neue Adresse‘. Sie können nun den QR Scannen oder Sie können die Empfängeradresse in die Zwischenablage kopieren und sie später einfügen. 

Für diesen Testfall akzeptieren wir Zahlungen aus dem Testnetz. Es gibt für die Testnetze mehre Webseiten, die Ihnen Testcoins senden. Sie können nach Bitcoin Testnet Faucet suchen oder beispielsweise den Link https://testnet-faucet.mempool.co/ verwenden. Wenn Sie einen Betrag gesendet haben stellen Sie schnell fest, dass der Bereich Ihrer Empfangsadresse rot wird. Ausserdem steht bei Incoming Payments ganz rechts ‚Bezahlt‘. Klicken Sie auf Transaktionen sehen Sie den Eingang des Testcoins. Ausserdem steht davor: Unbestätigt. Das bedeutet, dass diese Zahlung noch nicht in die Blockchain aufgenommen wurde. Es ist ein Hinweis darauf, dass etwas kommen wird. Wie oben schon beschrieben, ist die Blockchain keine Echtzeitmaschine, sondern Sie benötigt Zeit um die Blöcke zu erzeugen. Um zu üben, können Sie noch die Beschreibung bearbeiten, zum Beispiel ‚1. Testcoin Empfang von mempool.co‚. Ein Doppelklick auf den Beschreibungsbereich der Zahlung reicht um das Feld editierter zu machen. Wenn die Bezahlung gesichert ist, sehen Sie links davon ein grünes Icon. Sie haben Testcoins und können diese ausgeben. Natürlich nur zu Übungszwecken.

Hinweis: Auch in der realen Welt dauert es oftmals, bis Bitcoins bei Ihnen sind und auch weiter verwendet werden können. Zum einen, weil die Blockchain langsam ist, zum anderen, wenn Sie Online Wechselstuben verwenden, weil diese Zahlungen zusammenfassen, bevor sie diese in die Blockchain geben, um damit Kosten zu sparen.

Geld zu erhalten ist mit weniger Risiko behaftet, als Geld zu verschicken. Da wir aber davon ausgehen, dass Sie Bitcoins verwenden um anonym Emails zu erhalten oder im Netz hinter einem VPN zu surfen, müssen wir auch das Senden von Bitcoins üben.

Da wir nun Testcoins im Wallet haben, können wir diese auch ausgeben. Gehen Sie dazu auf den Senden Tab am oberen Ende des Fensters. Doch halt: An wen wollen Sie den Betrag senden? Wer soll der Empfänger sein. Sie können die Adresse verwenden, von der der Testcoin kam. Oder aber Sie holen sich eine neue Empfänger Adresse und senden den Testcoin an sich selber. Dann müssen Sie noch das Passwort des Wallets eingeben, denn wenn das Geld uns verlässt ist es wichtig sicher zu sein, was passiert.

Und schon haben Sie zwei Transaktionen in Ihrer Transaktionsliste. Einen Eingang und einen Ausgang. Bitte denken Sie daran, dass auch im Testnetz Gebühren erhoben werden. Sie können nicht einfach den eben erhaltenen Betrag direkt zurück überweisen, damit überziehen Sie Ihr Konto und müssen Dispo-Zinsen zahlen. Nein, natürlich nicht. Aber Sie sollten beachten, dass jede Transaktionen Gebühren kostet. Da es sich um eine digitale Währung handelt, werden nicht die Kosten auf Basis des Betrags berechnet, sondern auf Basis der Bytes, die für die Transaktion benötigt wird. Sie haben ein bisschen Einfluss darauf. Electrum bietet die Möglichkeit, die Gebühr selber zu erhöhen und damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Zahlung im nächsten Block verarbeitet wird, also schneller. Belassen wir es hier dabei.

Backup

Da ich das Thema nicht genug herausheben kann, hier noch eine Anleitung, wie Sie sicherstellen, dass Sie Ihre Bitcoins und damit Ihre 100 Millionen € nicht verlieren. Es gibt in Electrum drei Möglichkeiten, Ihr Wallet zu sichern, so dass Sie keine Bitcoins verlieren. Ich habe oben den Seed angesprochen. Mit diesem können Sie Ihr Wallet komplett wiederherstellen. Ihre Transaktionen der Vergangenheit sind dabei nicht enthalten, lediglich Ihre Bitcoins. Also die Münzen sind noch da, aber wozu Sie die anderen ausgegeben haben, ist nicht mehr ersichtlich. Jeder, der diesen Seed kennt, kann über Ihre Bitcoins verfügen. Daher speichern Sie diesen sicher ab. Ausdrucken und in einen Safe schliessen ist eine gute Options. Falls Sie diesen beim ersten Installieren nicht notiert haben, dann können Sie sich diesen immer wieder anzeigen lassen. Gehen Sie in Electrum dabei auf Geldbörse-Seed und geben dann Ihr Passwort ein. Der Seed wird angezeigt. Sie können auch ein Bildschirmfoto machen und das in Ihrer Passwortdatenbank kopieren oder in einen VeraCrypt-Container auf einen USB-Stick. Egal wie, dieser ist wichtig und darf nicht in die falschen Hände kommen.

Die zweite Möglichkeit, eine Sicherung vorzunehmen ist das Kopieren der Wallet-Datei. Gehen Sie dabei auf „Datei-Backup speichern“ und wählen einen Speicherort aus. Hier bietet sich die Möglichkeit, das Wallet auf einem USB-Stick mit einem VeraCrypt-Container zu speichern. Sie können das auch selber vornehmen: Sie können in das Verzeichnis .electrum in Ihrem Heimverzeichnis gehen, dann in das Verzeichnis wallets wechseln und die dortige Datei, eine, wenn Sie nur ein Wallet haben, sichern. Wenn Sie hier angelangt sind, sollten Sie sich überlegen, ob Sie das Wallet wirklich in Ihrem Heimverzeichnis auf Ihrem Rechner rumliegen haben wollen. Es ist verschlüsselt, daher sehr sicher. Ich jedoch empfinde das nicht als sonderlich beruhigend. Ein Ransomware-Angriff und auch dieses Wallet ist nicht mehr erreichbar. Ein Hacker, der Zugriff auf den Rechner hat, hat auch Zugriff auf dieses Wallet, kann es herunterladen und monatelang versuchen es zu hacken. Daher überlegen Sie sich, ob Sie das Verzeichnis nicht auf einen USB-Stick verschieben, den Sie nur anstecken, wenn Sie mit Bitcoins arbeiten wollen. Ansonsten liegt er im Safe. Ich habe eine separate virtuelle Maschine, die ich nur für Bitcoins verwende und die deaktiviert ist, wenn ich keine Bitcoins benötige. Diese ist verschlüsselt und die Festplatte des Betriebssystems ebenfalls. Ach ja, sie heisst auch nicht BitcoinSuperSafe VM, sondern hat einen ganz normalen Namen. Die VM liegt auf einen USB-Stick in einem VeraCrypt-Container. Habe ich bisher USB-Stick einmal ohne VeraCrypt-Container verwendet. Ich denke nicht. Was ich damit wohl sagen will?

Zu guter Letzt haben Sie die Möglichkeit, die PrivateKeys zu all Ihren Konten zu sichern. Da Electrum Ihnen von Anfang an mehrere, meist 32, Konten erstellt, sollten Sie auch alle PrivateKeys sichern. Gehen Sie dazu in Electrum auf „Geldbörse-Private Schlüssel-Exportieren“. Sie müssen wiederum Ihr Passwort eingeben und können dann zwischen den Formaten JSON und CSV wählen. Für mich ist CSV die lesbarere Form. Und auch hier gilt: Möglichst sicher verwahren.

Eine kleine Randnotiz noch:

Hardware Keys für Bitcoins kommen anscheinend immer mehr in Mode. Ein paar Gedanken dazu: Bei den Hardware Keys sind Sie abhängig von der Hardware. Geht diese kaputt, kippt jemand Kaffee darüber, sind Ihre Daten möglicherweise verloren. Sie benötigen auch dafür ein Backup. Und Sie sind von der proprietären Software abhängig, die der Anbieter dort verwendet? Können Sie dieser vertrauen? 

Geben Sie nie Ihren Private Key heraus. Nie, nie, nie. Niemals. Auch nicht wenn Sie eine Email von Trezor oder Ledger bekommen. Das sind Phishing Emails.

Jetzt sollten Sie in der Lage sein, Ihren VPN- oder Mailanbieter anonym zu bezahlen.