Nachdem wir festgestellt haben, dass Sie vielleicht für Burner-Geräte nicht der Richtige sind und die Cloud auch nicht wollen, haben Sie andere Optionen.
Verschlüsselter USB Stick
Eine davon ist, einen mit VeraCrypt verschlüsselten USB Stick zu verwenden. Aber: Es gilt wie in Teil 1 beschrieben, andere Mimik und Körperhaltung und wenn er gefunden wird, sind Ihre Daten womöglich auf den Servern der NSA oder der kommunistischen Partei Chinas. Daher gehe ich kein Risiko ein. Und auch wenn ich sonst kein Freund von Cloud Servern bin, in solchen Fällen, sehr selektiv, verwende ich sie. Um die Daten aber auch wieder sofort zu löschen, wenn ich sie auf den Cloud-Servern nicht mehr benötige. Die Beta von ProtonDrive ist mir da sehr willkommen. Ansonsten lesen Sie bitte die Empfehlungen im Artikel zur Cloud.
Sollte Ihnen das alles zu viel sein, dann überlegen Sie zumindest, bevor Sie reisen, ob Sie sich aus allen Konten abmelden, bevor Sie reisen und ob Sie Ihre Browserhistorie und den Cache auf allen Geräten, die Sie mitnehmen, löschen. Sie könnten diese Daten, wie die Emails, die Sie nicht benötigen, die Adressen usw. auf ein Backup spielen und im Computer für die Reise löschen. Denken Sie immer daran: Nicht alles, was in Deutschland legal ist, ist im Ausland auch legal, und umgekehrt.
Smartphone
Das Handy zu Hause zu lassen fällt vielen schwerer. Ich höre immer wieder: Ich muss erreichbar sein. Auch bei Tauchurlaubern. Ich war für ein grosses, strategisches, wichtiges Projekt für einen Dax Konzern zuständig und hatte drei Wochen Urlaub, ohne Firmenhandy. Das geht.
Nun sagen Sie vielleicht: Wofür gibt es WhatsApp, Facetime, Threema etc. Mit allen kann ich doch problemlos weltweit telefonieren, sofern ich nur ein Netz habe. Richtig. Und daher empfehle ich, die Sim-karte zu Haus zu lassen. Sie werden sie sowieso fast nie benötigen. Ich war 2019 auf einer Weltreise und habe meine Sim-Karte für den Notfall am Anfang im Handy gelassen. Wer weiss, was die Untermieter zu Hause veranstalten oder was sonst passiert. Ergebnis: Kein Mensch hat mich auf dieser Nummer angerufen und ich auch niemanden zu Hause. Ich habe in den Ländern an den Flughäfen lokale Prepaid Sims gekauft und diese verwendet. Die meisten haben mich via Threema oder Email kontaktiert. Die lokale Sim-Karte benötigte ich nur für die Daten und für den Notfall. Meine deutsche Sim-Karte gar nicht.
Wenn Sie sich entscheiden, das Smartphone mitzunehmen und kein neues im Reiseland zu kaufen (schon wegen der Garantie und anderen Problemen mit den Standards), dann empfehle ich Ihnen auch hier: Kaufen Sie sich ein zweites Handy in Deutschland, als Backup, es muss nicht das High-End Modell sein, dass Sie sonst verwenden. Spielen Sie keine Daten darauf und nehmen es jungfräulich mit. Das wird einige Augenbrauen bei der Einreise heben, aber Sie haben sich völlig legal verhalten und da das Handy neu ist hatten Sie noch keine Zeit, die Daten zu migrieren. Je billiger das Handy, desto mitleidiger der Blick der Beamten (aber dann nehmen Sie bitte nicht Ihre Rolex mit 😃).
Ohne neue Hardware
Wollen Sie kein Geld für neue Hardware ausgeben: Setzen Sie Ihr Handy zurück oder noch besser: Installieren Sie neu, je nach Betriebssystem, nach einem Backup. Bei Android Handys könnten Sie diese Situation nutzen und überlegen, ob Sie dann nicht LineageOS oder GrapheneOS ausprobieren. Die kennen die meisten Beamten an den Grenzen nicht und sie sind insgesamt datenschutzfreundlicher. Aber planen Sie längere Zeit im Voraus, das zu ändern. Denn das Installieren dieser beiden auf einem normalen Android Handy ist kein Spaziergang im Wald.
Egal, ob Sie ein neues jungfräuliches Smartphone mitnehmen oder Ihr einziges neu installiert haben, möglicherweise benötigen Sie doch die Daten im Reiseland um Ihren Chef anzurufen oder die Kunden zu kontaktieren. Vielleicht haben Sie Emails mit wichtigen Vertragsdaten oder technische Zeichnungen die patentiert werden sollen.
Dann gilt dasselbe wie bei dem Notebook. Erstellen Sie ein Backup (was Sie sowieso immer machen), kopieren es in einen VeraCrypt-Container, kopieren diesen in die verschlüsselte Cloud und spielen das Backup wieder zurück, wenn Sie im Reiseland sind und das VPN auf Ihrem Smartphone aktiviert haben. Danach löschen Sie das Backup wieder aus der Cloud und können ein ganz normales digitales Leben führen.
Automatische Synchronisation deaktivieren
Und hier kommt bei vielen ein weiteres Problem auf: Die Daten sind vielleicht nicht mehr auf dem Handy oder dem Notebook, aber in der Cloud. Adressdaten, Kalender, iCloud Drive, Google Cloud etc. D.h. Sie müssen auf jeden Fall die automatische Synchronisation stoppen, sonst sind diese Daten nach dem Reset wieder da. Wie ich schon im Cloud-Artikel erwähnte, verwende ich bei mir iCloud nicht und ich habe dank Little Snitch u.a. auch festgestellt, dass damit nicht nur Kalender etc. synchronisiert werden. Daher sperre ich über Little Snitch am Rechner und AdGuard Pro am Handy die Verbindungen zu den Apple Servern für diese Services und andere. Mehr dazu später. Denn ich gehe fest davon aus, selbst wenn ich dies in den iCloud-Einstellungen deaktiviere, erhält Apple noch Daten von mir. Beweisen kann ich es aber nicht.
Das FBI hat, wie schon beschrieben, Apple nicht davon überzeugen können, das iPhone zu entsperren. Apple hat aber willig die iCloud Daten herausgegeben. Sollten Sie dort wichtige, kritische, im Zielland möglicherweise nicht akzeptable Daten haben, sichern Sie sie woanders und löschen Sie diese. Nochmals: Ich empfehle die Nutzung der Apps vom Hersteller sowieso nicht. Bei keinem Handy. Mit den o.g. Einschränkungen.
Flughäfen: Berichte und meine Erfahrungen
Noch ein paar Gedanken zu meinen eigenen Erfahrungen des Reisens. Viele Berichte über Überwachung an Flughäfen bei der Einreise sind korrekt, aber im Verhältnis zu den Reisen die getätigt werden genauso realistisch, als wenn Sie bei einem DNA Test mit 99,9994% Wahrscheinlichkeit nicht der Vater sind, aber es doch sind. Es gibt diese Fälle und die Menschen lügen auch nicht. Ich bin sicher, dass dieses invasive Verhalten an Grenzen immer mehr wird. Die Staaten rüsten auf und sie entwickeln sich tendenziell wieder mehr zu National- und Überwachungsstaaten. Daher sollten Sie vorbereitet sein. Auf meinen Reisen, wie schon erwähnt, ist mir dergleichen nicht passiert.
Auf der anderen Seite habe ich für eine Firma gearbeitet, die Stress mit den US Behörden hatte und alle Mitarbeiter aufforderte, nicht in die USA zu reisen, wenn es nicht unbedingt geschäftlich notwendig wäre, aber auch privat nicht. Für diese Mitarbeiter, die unbedingt reisen mussten, wurden neue Telefone mit neuen Telefonnummern, neue Notebooks usw. zur Verfügung gestellt. Nur für die eine Reise. Jetzt wissen Sie, woher ich diese Paranoia habe. Damals war auch bei uns das FBI im Haus. Was ich da erlebt habe, zu was die fähig sind, hat mich schon überrascht. Und meiner Paranoia noch mehr Öl gegeben.
Bei Reisen, wie bei allen anderen Dingen gilt: Daten, die ein Staat oder eine Firma einmal hat, gehen nie wieder weg. Sie können die amerikanische oder chinesische Regierung schwerlich verklagen, dass sie Ihre Daten löschen sollen. Geben Sie sie also nicht einfach her.