Dem Frosch im Kochtopf wird wärmer, aber er merkt es nicht. Angenehm, sagt er sich. Alles kein Problem. Warum können Menschen nicht mal auf 10.000 m fliegen und dann runterschauen? Warum immer in der Grassnarbe rumrobben und sich auf die einzelnen Details als auf das Grosse und Ganze fokussieren?
Ich verstehe es nicht, aber das ist mein Problem.
Ich habe schon 2021 einen Kommentar zu Apple’s Auswüchsen, unsere Handys und andere Geräte nach Bildern zu durchsuchen, geschrieben. Diesen Ansatz hat Apple zurückgezogen, nachdem es ziemlich viel Gegenwind gab.
Doch danach erhöhten sie die Temperatur im Kochtopf weiter und weiter. Für iMessage und Kinder haben Sie den Schutz eingebaut. Jetzt kommt der nächste Schritt: Apples „Kommunikationssicherheit“ bald per default.
Mit dem im Herbst neuen Betriebssystemen für Macs, iPhone und iPads, werden die Schutzmechanismen für Kinder automatisch aktiviert. Bisher mussten das die Eltern selber einrichten. Das heisst Opt-Out statt Opt-In.
Ich muss zugeben, ich verstehe den Artikel nicht. Dort steht, die Technik soll nur lokal arbeiten. Hm. Wenn es etwas Beanstandenswertes findet, was dann? Bleibt das lokal oder wird das doch ans NCMEC geschickt oder an Apple oder an Papa, Mama, Google …? Es wird nicht in der iCloud erfasst. Ok, das verstehe ich.
Nun gut. Apple erweitert diese Funktionen im Prinzip auf alles. Nicht mehr nur iMessage. Der Empfang und Versand von Dateien via AirDrop, in FaceTime, damit also auch Videos, wird damit überwacht. Viel Spass beim FaceTime- (Telefon-) Sex wenn Sie auf Reisen sind (lesen Sie weiter, NOCH ist es nicht ganz soweit). Und es gibt eine API (Programmierschnittstelle), so dass andere Firmen das auch nutzen können (z. B. WhatsApp oder Signal, …).
Aber vor allem wird eine Frage nicht beantwortet: Wie stellt Apple fest, wie alt ich bin? Ja, da steht anhand der Apple ID. Wenn dort zu finden ist, dass der Nutzer dieser ID unter 13 Jahren ist, wird das aktiviert.
- Ich habe einen Mac, aber keine AppleID, was nun? Meine Kinder auch nicht. Bei einem Mac geht das, bei iPad und iPhone nicht.
- Ich kenne viele Eltern, die geben den Kindern das Handy und die sollen es selber einrichten. Wie oft geben die ihr richtiges Alter an? Ja klar, das sind oft über 13jährige aber eben nicht nur. Es gibt mehrere Artikel im Internet, und ich erinnere mich an einen Podcast vor einem Jahr oder so, wo festgestellt wurde, dass die Altersangaben auf Instagram oftmals gelogen sind, nicht nur bei Rentnern auf Partnersuche sondern vor allem bei Kindern. 11jährige gaben 15 als Alter an usw.
Jetzt können wir sagen: Ist doch gut für die Kinder. Ja, ist es. Aber es entbehrt nicht der Pflicht der Eltern, für den Schutz und die Sicherheit und die Ausbildung der Kinder verantwortlich zu sein. Jedes dieser Feature, so merke ich es bei Eltern und Kindern, führt dazu, dass die Eltern denken, sie müssen nichts machen. Ich finde, man sollte mit den Kindern diese Funktionen besprechen, erklären, warum wieso weshalb. Oder sie sich von den Kindern erklären lassen. Das war mit der Vorgängerlösung nötig, da die Eltern das den Kindern aktiv sperren mussten. Jetzt wird es automatisch gesperrt und viele Eltern und Kinder werden sich um das Gespräch drücken. Schade.
Ein Freund sagte zu mir: Nicht schlimm, kann man ja abschalten. Stimmt, aber die Funktionen sind jetzt da, sie werden automatisch aktiviert und so wird die Temperatur im Kochtopf des Frosches langsam erhöht. In ein paar Jahren haben wir die Lösung, die Apple in 2021 schon wollte. Wegen Apple oder der EU. Weil der Frosch sich nicht an die Temperatur von gestern erinnern kann und keine Sekunde darüber nachdenkt, wie sie morgen sein könnte.
Weiter im Text:
Die Firma TeleSign in den USA legt Scoring-Profile der Hälfte aller weltweiten Handynutzer an. Die wohnen nicht alle in den USA …
Das schöne daran ist, dass TeleSign die Daten heimlich aus der EU, aus Belgien, von der Firma BICS erhalten hat und erhält.
BICS ist ein weltweit führender Kommunikationsdienst, der Telefongespräche, Roaming und Datenflüsse zwischen verschiedenen Kommunikationsnetzen und -diensten in verschiedenen Teilen der Welt ermöglicht.“
https://noyb.eu/de/telesign-profiles-half-worlds-phone-users
Das heisst, wenn Sie im Ausland über einen anderen Anbieter telefonieren oder ins Netz gehen, dann stellt BICS die Verbindung zu Ihrem Vodafone Netz bereit, damit Vodafone weiß, wie lange Sie wo telefonieren und das in Rechnung stellen kann.
Dadurch erhält BICS eine ganze Menge Informationen. Diese leiten sie dann an TeleSign in den USA weiter, die einen sog. Reputation Score erstellen. Dieser wird wiederum an Firmen verkauft, die darauf basierend entscheiden können, ob Sie ein Konto öffnen dürfen, ob Sie das Konto erstmal mit einer SMS verifizieren müssen usw. Dabei hat TeleSign den Angaben zufolge fünf Milliarden Handynummern. Pro Monat.
Ihr Telefonanbieter leitet die Daten wahrscheinlich an BICS weiter, das sie dann an TeleSign weiterleitet. TeleSign erstellt einen ‚Vertrauenswert‘ über Sie und verkauft Telefondaten an Dritte wie Microsoft, Salesforce oder TikTok – ohne dass jemand darüber informiert wird oder seine Zustimmung gibt.„
Max Schrems
Das gilt auch, wenn Sie bei TikTok, Salesforce oder Microsoft gar kein Konto haben oder haben wollen. Damit landet Ihre Telefonnumer ziemlich sicher in den USA und bei diesen Firmen.
Gott sei Dank gibt es noyb. Bitte spenden Sie dem Verein, die machen einen Topp-Job.
Und wenn ich gerade auf deren Webseite stöbere:
Berichterstattung über DPC-Verfahren bald ein Verbrechen!
… fügte die irische Regierung eine Bestimmung hinzu, durch die die irische Datenschutzbehörde fast alle Verfahren für „vertraulich“ erklären kann. Dieser „Abschnitt 26A“ würde Berichterstattung über Verfahren oder Entscheidungen der DPC zu einer Straftat machen. Das öffentliche Sprechen über haarsträubende Behauptungen von „Big Tech“ oder unfaire Verfahren, die oft Millionen von Nutzer:innen betreffen, wäre dann ebenfalls ein Verbrechen.“
https://noyb.eu/de/irish-gov-makes-critizising-big-tech-and-irish-dpc-crime
Die Iren können ohne ihre grossen Tech-Unternehmen nicht leben. Und neben den Steuervergünstigungen bekommen die Firmen dann noch Datenschutzvergünstigungen. Daher sitzen die alle in Irland und nicht in Deutschland oder Frankreich. Bei der nächsten Finanzkrise müssen die anderen EU-Länder dann die Iren wieder retten.