Es gibt Tage, an denen lasse ich mich so treiben. Also im Internet. Ich surfe Seiten an, die ich sonst seltener nutze, meist aus Mangel an Zeit, obwohl die Seiten wirklich gut sind. Bei dieser „Reiserei“ finde ich manchmal Artikel, die bei mir bisher nicht aufgetaucht sind, die ich übersehen habe oder die vielleicht nur auf dieser einen Seite stehen und die niemand verlinkt hat. Die meisten Medien interessieren sich auch nicht dafür.
So geschehen mit einem Artikel von Gizmodo. Titel: „Apple Is Tracking You Even When Its Own Privacy Settings Say It’s Not, New Research Says“
Auf Deutsch so in etwa: „Apple verfolgt Sie auch dann, wenn die eigenen Datenschutzeinstellungen dies verbieten, so eine neue Studie.“
Das Schlimme bei mir ist: Es überrascht mich nicht mehr. Was Google kann, kann Apple schon lange und besser und immer unter dem grossen Schutzschirm: Apple schützt die Privatsphäre der Nutzer. Dazu komme ich gleich noch, denn Apple hat eine eigene Definition, was Tracking ist.
Also, was haben die Forscher herausgefunden.
Ein unabhängiger Test legt nahe, dass Apple Daten über Sie und Ihr Telefon sammelt, obwohl die eigenen Einstellungen versprechen, „die Weitergabe von Geräteanalyse vollständig zu deaktivieren“.
…
Die iPhone Analytics-Einstellung gibt ein ausdrückliches Versprechen. Wenn Sie diese Einstellung deaktivieren, sagt Apple, dass es „die Weitergabe von Geräteanalysen vollständig deaktiviert“.
https://gizmodo.com/apple-iphone-analytics-tracking-even-when-off-app-store-1849757558
Dem Artikel folgend, sammelt Apple mit seinen eigenen Apps extrem detaillierte Informationen über Sie, selbst wenn Sie das Tracking deaktivieren, was in direktem Widerspruch zu Apples eigener Beschreibung der Funktionsweise des Datenschutzes steht.
Apple hat groß geworben: Privacy. That‘s iPhone.
Schlicht und einfach: Gelogen.
Marketing, das können Sie einfach richtig gut. Moral, Ethik, Ehrlichkeit. Eher nicht.
Apple umgeht VPNs und AdBlocker, aber die Apps von anderen auf dem Telefon können das nicht. Sie stellen Datenschutz ein. Daran müssen sich die Drittanbieter-Apps halten, aber Apple ignoriert das.
Wieso verklagt niemand Apple, wie es täglich mit Google geschieht?
Der Unterschied zwischen Apple und Google: Google versucht gar nicht erst, sein Verhalten durch falsche Werbung zu legitimieren. Sie werben auch mit der Erstellung von Fake-Bildern für ihr Pixel 8. Doch Apple wirbt mit Privacy, Privatsphäre, und die Menschen glauben es einfach. Stellt man in Google etwas ein, weiß man, dass es wohl keinen Einfluß auf die Datensammelei hat. Doch bei Apple erwartet man, denn sie sind die Guten, dass das iPhone tut, was wir einstellen. Weit gefehlt.
Die Forscher haben den Internetverkehr des iPhones überwacht und dann die Apple-eigenen Apps benutzt. Einmal mit Geräteanalyse „erlaubt“ und einmal mit der Einstellung „verboten“.
Ergebnis: Kein Unterschied.
Nun kenne ich Menschen, die verwenden iPhones oder iPads ohne Apps aus dem App-Store. Oder nur mit sehr speziellen, wenigen. Die sagen mir: „Ich habe keine Drittanbieter Apps und ich habe das Teilen der Geräteanalyse deaktiviert. Also habe ich ein sicheres Handy. Geh weg mit Deinem GrapheneOS.“
Denkt bitte nochmal nach.
Apple hat aber auch ein anderes Verständnis von Tracking, als wir es kennen. Wenn Apple Ihre Daten sammelt, ist das gut und richtig und nur zu Ihrem besten. Wenn andere das machen, ist es kritikwürdig. Wie komme ich darauf? Steht auf der Apple Webseite:
… protect your information and give you control over how we use your information…
Apple’s advertising platform does not track you, meaning that it does not link user or device data collected from our apps with user or device data collected from third parties for targeted advertising or advertising measurement purposes, and does not share user or device data with data brokers.
siehe oben
Auf Deutsch:
…
Ihre Daten zu schützen und Ihnen die Kontrolle darüber zu geben, wie wir Ihre Daten verwenden
…
Die Werbeplattform von Apple verfolgt Sie nicht, d. h. sie verknüpft keine von unseren Apps erfassten Nutzer- oder Gerätedaten mit Nutzer- oder Gerätedaten, die von Dritten zu Zwecken der gezielten Werbung oder Werbemessung erfasst wurden, und gibt keine Nutzer- oder Gerätedaten an Datenbroker weiter. -deepl.com-
siehe oben
Dass ich die Kontrolle über meine Daten habe, wenn Apple die Datenschutzeinstellungen für die eigenen Apps ignoriert und ich diese auf keine Art und Weise unterdrücken kann, ist wohl nur in deren Welt logisch nachvollziehbar, für mich ist das ein „reingelegt“. Marketing. Würden Sie das transparent machen und vielleicht sogar Stellung zu solchen Forschungsergebnissen beziehen, dann könnte man darüber nachdenken. Aber dieses „hinterhältige“ geht mir echt auf die Nerven.
Der zweite Teil, in anderen Worten formuliert:
Es handelt sich nicht um Tracking, es sei denn, sie verknüpfen Daten, die von Diensten verschiedener Unternehmen gesammelt wurden. Wenn nur ein Unternehmen – Apple – die Daten sammelt, dann ist es nach Apples Definition kein Tracking. Das ist natürlich etwas anderes als die Definition von Tracking, die alle anderen zu verwenden scheinen.
Und so kann Apple weiter Google und Facebook kritisieren.