Gerade aktuell könnte man den Eindruck gewinnen, Apple sei der oberste Datenschützer weltweit. Durch die Einführung des Tracking-Schutzes (ATT: Ad Tracking Transparency) mit der iOS Version 14.5 verkauft sich Apple sehr gut. Verglichen mit Googles Android stimmt das wahrscheinlich auch. Aber wie in der Schule, die Note 6 ist schlecht, 5 ist besser aber man fällt trotzdem durch.
Schauen wir uns einfach mal ein paar Dinge an, die mich davon abhalten, Apple als wirklich datenschutzfreundlich zu respektieren. Es ist einfach die weniger schlechte von zwei Alternativen. Alle anderen Möglichkeiten, wie Ubuntu Touch, LineageOS, /e/ usw. sind einfach nicht marktreif und viele Apps, die ich benötige, gibt es auf diesen Mobilbetriebssystemen nicht. Doch dazu später ein anderer Artikel, den ich im Kopf habe.
Bleiben wir bei Apple.
Wie ich schon berichtet habe, funkt ein iPhone alle 264 Sekunden nach Hause. Nicht ganz so oft wie Android und nicht mit so vielen Daten, aber macht es wirklich einen Unterschied, ob es alle drei oder alle vier Minuten sind?
Auch wenn mit der neuen Tracking-Transparenz viel Gutes passiert, Apple bietet immer noch seine eigene Schnittstelle für Werbung an. iadsdk… Das ist im Netzwerkverkehr des iPhones zu sehen. Diese soll datenschutzfreundlicher sein aber sie kann genutzt werden und Sie können es nicht mit Bordmitteln verhindern, nur durch Einsatz einer Firewall wie Lockdown Privacy oder AdGuard Pro. Dazu mehr in einem späteren Artikel.
Apple hat in China allen Datenschutzverletzungen, die man sich vorstellen kann, zugestimmt. D.h. iPhones werden in China genauso überwacht wie jedes andere, komplett. Das bedeutet, es hat die Möglichkeiten dazu. Apples Aussage, den Datenschutz hochzuhalten gilt also nur für Länder, die den sowieso hochhalten. Für Diktatoren, die das nicht wollen bricht Apple ein, Geld regiert die Welt. Wäre Apple so gross ohne den Umsatz in China? Wohl kaum.
Weiterhin hat Apple einen Such-Deal mit Google. Die Standardsuchmaschine in Apple Produkten ist Google. Wenn Sie mit Siri suchen, geht Apple auf Google. Im Hintergrund ist einiges an Google verbunden. Bis vor Kurzem auch das Safe-Browsing, also die Überprüfung, ob eine Webseite, die man ansurft, als sicher oder gefährlich eingestuft wird. Das hat Apple jetzt selber im Angebot.
Haben Sie schon mal Bilder mit iMessage verwendet? Dann wurde bis vor Kurzem das Bild in die Google Cloud hochgeladen. Jetzt in die Amazon Cloud.
Wenn Sie sich schon immer mal gefragt haben, wieso Sie das GPS nicht im Apple Kontrollzentrum (rechts von oben nach unten mit dem Finger ziehen, wo auch WLAN und Bluetooth etc. sind) finden, dann sind Sie nicht alleine. Ich verstehe das auch nicht. Man muss sich durch die Einstellungen-Datenschutz-Ortungsdienste kämpfen. Dabei wäre es ein Einfaches, das im Kontrollzentrum anzubieten. Auf meine Anfrage an Tim Cook, warum das so ist, habe ich keine Antwort bekommen. Wenn wir schon im Kontrollzentrum sind. Wenn Sie dort WLAN oder Bluetooth deaktivieren, deaktivieren Sie das gar nicht🇬🇧. Sie deaktivieren nur die aktuelle Verbindung. Das WLAN sucht weiter nach Netzen in der Umgebung und meldet diese an Apple. Bluetooth bleibt für Apple Dienste angeschaltet. Und all das hat Apple bei der Aktivierung dieser Funktionen den Nutzern nicht mal erklärt.
WLAN schaltet sich wieder komplett an, wenn Sie Ihren Standort ändern, Bluetooth und WLAN zudem jeden Morgen automatisch um 5 Uhr. Wenn Sie schlafen. Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Auch dies wird Ihnen nicht eindeutig erklärt und kann auch nicht verändert werden.
Selbst der Flugmodus ist kein echter Flugmodus mehr. Schalten Sie diesen an, werden bestehende WLAN und Bluetooth Verbindungen nicht unterbrochen. Sie bleiben bestehen. Sie müssen diese manuell beenden.
Die einzige Möglichkeit: In die Einstellungen und dort explizit alles abschalten. Aber ob ich dieser Funktion jetzt noch vertrauen kann?
Immer noch nicht genug vom Datenschützer Apple? Sie bieten im AppStore Werbung an. Und das soll mehr und mehr werden. Was waren das für Zeiten, als der AppStore sauber und rein war.
Zu den AirTags kommt noch ein separater Artikel, ich bin noch am Testen. Eigentlich müssten sie aber AirTracker heissen.
Fazit: Apple verdient kein wirkliches Geld mit Werbung. Das ist nicht Ihr Kerngeschäft wie bei Google und Facebook. Sie verkaufen Hardware und Dienstleistungen. Aber sie wollen in dieses Geschäft, denn da ist gutes Geld zu verdienen. In der geschlossenen Welt von Apple können sie da natürlich einiges bewegen. Und sich als Datenschützer zu gerieren finde ich unverschämt. Aber: Es ist das kleinere Übel verglichen mit einem normalen Android.