Karten Apps

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Einführung

Es kommt immer mal wieder vor, dass mich Menschen fragen, wie ich ohne Google Maps leben kann. Geht! Andere sagen oder meinen, dass es doch egal ist, ob man Google Maps oder Apple Maps verwendet, beide seien aus Sicht der Privatsphäre vergleichbar.

Hier eine persönliche Note:
Ich war 2019 auf einer Weltreise, hatte mein iPhone dabei und sowohl Apple Maps, Google Maps und Here installiert. Damals war ich noch nicht so Datenschutz-paranoid wie heute, was vielleicht in diesem Falle gut war. Egal.

Ich brauchte alle drei. Ich habe einmal eine Sehenswürdikeit in Neuseeland angegeben und Apple Maps hat mich auf die falsche Seite des Vulkans gelotst, während Google zwar die richtige Seite hatte, aber den Eingang nicht gefunden hat. Dort war einfach nur Regenwald. Bei Wanderungen war Here um Klassen besser als beide anderen.
In Toronto gefiel mir die 3D Darstellung in Apple Maps viel besser als die von Google Maps. Usw.
Wie gesagt, ich habe tatsächlich alle drei verwendet, weil jede Stärken und Schwächen hatte.
Schauen wir uns das mal aus Sicht der Privatsphäre an.
Wir müssen nicht darüber diskutieren, dass Google Maps fantastisch ist (und Apple Maps ist auch gut).

Aber Sie bezahlen dafür einen Preis.

Google Maps

Welche Daten sammelt Google Maps:
Natürlich GPS Daten, aber auch Daten von anderen Sensoren, wie Beschleunigungssensor oder Gyroskop. Daneben die Klassiker wie Ihre IP Adresse und natürlich was Sie in Google Maps gesucht haben, was Sie ggf. für später markiert, zum Beispiel was Sie als „Zu Hause“ oder „Arbeitsplatz“ markiert haben. Dazu kommen natürlich, wie schon früher beschrieben, ggf. die WiFi Netzwerke in der Umgebung oder auch die Funktürme in der Nähe und Bluetooth Geräte in der Nähe. Wenn Sie Google Maps starten und aus Bequemlichkeit alle Dienste aktiv haben, bekommt Google das „All you can collect“ Programm und freut sich, dies alles an über 1000 Firmen zu verkaufen, auch in China und Russland.
Wenn Sie Google Maps in Chrome verwenden, werden die Daten von Maps mit denen von Chrome zu einem ganz wunderbaren Profil, dass sich monetarisieren lässt.
Wie ich schon mehrmals schrieb, Googlehat Ihren Standort auch überwacht, wenn Sie GPS und die anderen Lokalisationsdienste deaktiviert haben.

Apple Maps

Kommen wir zu Apple Maps (oder Apple Karten).
Lange Zeit war Apple Maps kein Konkurrent. Aber Apple hat aufgeholt.
Apple sammelt dabei keine persönlichen Daten, die mit der Nutzung von Apple Maps anfallen. Das GPS Tracking in der Maps App ist ein Opt-In und kein Opt-Out, was mir sehr gut gefällt.
Points-of-Interest, Verkehrsinformationen, Routenberechnung und vieles mehr wird anonymisiert zur Verbesserung der App verwendet, aber eben, anonymisiert. Dazu verwendet Apple einen Prozess, der sich „Fuzzing“ nennt. Wenn Sie beispielsweise eine Route berechnen lassen, dann generiert Ihr Telefon mehrere Anfragen, mit mehreren IDs. Darin wird Ihre eigentliche Anfrage versteckt. Außerdem speichert Apple keine Informationen, wo Sie waren oder die Suchhistorie in Apple Maps. Wo der Wagen geparkt ist oder wann Sie los müssen, um einen Termin pünktlich zu erreichen oder Favoriten und Vorschläge, werden nur auf Ihrem Gerät gespeichert und nicht in Summe an Apple gesendet. Wie gesagt: Was an Apple gesendet wird, wird in einer Menge nutzloser Daten versteckt. Alles, was Sie an Apple übermitteln, wird getrennt von Ihrer Apple ID gesendet.

Beispiel: Wenn Sie eine Route berechnen lassen, erzeugt Apple eine zufällige ID, die mit der Anfrage an Apple gesendet wird. Diese ID lebt nur so lange, wie Sie die „Sitzung“ der Navigation benötigen, also beispielsweise bis Sie angekommen sind und die App beenden. Es gibt keinerlei Verbindung zu Ihrer Apple ID, der IMEI Ihres Handys oder anderer persönlicher, identifizierbarer Daten.

Weiterhin verwendet Apple einen Algorithmus, der die genauen Standorte nach 24 Stunden in ungenauere Standorte verwandelt.

Apple verwendet länger laufende IDs, zum Beispiel um die App Performance zu messen und Nutzungsmetriken zu erhalten, aber diese werden nicht mit Ihrer Apple ID verbunden.
Es gibt in Apple Maps eine Einstellung bei aktivierten Ortungsdiensten:
Einstellung->Datenschutz&Sicherheit->Ortungsdienste->Systemdienste
„Karten“ verbessern
Diese verschlüsselt und anonymisiert die Daten, bevor sie Ihr Telefon verlassen. Sie können diese Einstellung jederzeit deaktivieren. Die Navigation und die Karten App arbeiten ganz normal weiter.
Die einzigen Funktionen, bei denen Apple Daten mit der Apple ID verbindet ist, wenn Sie Bewertungen abgeben (das sollte nachvollziehbar sein) oder wenn Sie Probleme melden (auch das verstehe ich).

Apple teilt Daten mit Drittanbietern. Diese könnten versuchen, aus den Daten individuelle Benutzer und Profile zu erstellen, das wäre aber sehr aufwändig. Außerdem sorgt Apple dafür, dass sie bestimmte Grenzen bei der Übermittlung von Daten an Dritte einhalten, so dass das Zurückrechnen weiter erschwert wird.
Insgesamt können wir also sagen: Was Apple Karten (oder Maps) macht, ist um Lichtjahre datenschutzfreundlicher, als was Google an Daten sammelt und verkauft.

Der Preis dafür: Echtzeitdaten, zum Beispiel vom Verkehr, kommen zeitverzögert. Und natürlich bedeuten die persönlichen Daten in Google Maps einen besseren Dienst. Aber brauchen Sie alle die Möglichkeiten, die Google anbietet wirklich? Oder nutzen Sie nur einen kleinen Teil, aber es ist zu schwierig oder aufwändig darüber nachzudenken? Wenn Sie auf einem Apple Gerät sind, macht es meiner Meinung nach nur unter wenigen bestimmten Umständen Sinn, Google Maps zu installieren. In meinem Fall: Gar keinen.

Das ist für Apple Benutzer, aber was ist mit Android Nutzern oder auch Apple Nutzern, die sich mehr Datenschutz wünschen.
Ich habe alle möglichen Apps ausprobiert.

Alternativen

Bekannt und oft empfohlen wird OsmAnd (Open Street Map Automated Navigation Direction). Es ist Open Source und verwendet die offen verfügbaren Daten von Open Street Map. Open Street Map, wenn Sie das noch nicht kennen, können Sie mit Wikipedia vergleichen, nur für Atlasdaten.

Auch die anderen hier genannten Apps nutzen Open Street Map.
Keine Daten werden von OsmAnd geteilt oder gesammelt und schon gar nicht an Dritte verkauft. Die notwendigen Daten, die sie für den Service benötigen, anonymisiert das Tool.

Ein wichtiger Hinweis: Es gibt eine freie und eine zu bezahlende Version. Letztere sorgt dafür, dass die Entwickler die App immer weiter entwickeln können. Das führt dazu, das sie nicht von Werbeeinnahmen abhängig sind.

Auf einem GrapheneOS können Sie jede Netzwerkverbindung unterdrücken und so komplett offline navigieren. Dazu sollten Sie natürlich die entsprechenden Daten vorher herunterladen. So mache ich das, wenn ich in den Urlaub fahre: Ich lade die Karten, die ich benötige, herunter und navigiere vor Ort offline. Das spart u.a. Datenvolumen im Ausland und ist ggf. sehr viel schneller. Wenn ich wandere, bin ich froh, eine Offline Maps App zu haben, denn in manchen Gegenden gibt es in den Bergen (oder im Hunsrück) kein Netz.
Da die Erstellung der App von Spenden und dem Kauf der Bezahlversion lebt, gibt es nicht so viele Entwicklerressourcen, wie bei Apple oder Google. D.h. manche Funktionen sind nicht vorhanden und aus meiner Sicht sieht die App nicht wirklich sexy aus. Auch an die Bedienung musste ich mich erste gewöhnen.
Selbst wenn Sie ein iPhone haben, kann es hilfreich sein, OsmAnd bei sich zu haben, wenn das Risiko besteht, mal kein Netz zu haben oder die Roaminggebühren zu senken.

Alternativen, die ähnlich sind: Organic Maps und Magic Earth. Aus meiner Sicht sind die Unterschiede marginal. Die Karten sind dieselben. Ich habe diese beiden auch ausprobiert und verwende seit langem nur noch Organic Maps. Aber das ist eher individuelle Präferenz als belegbar bessere Software.