Gemini auf Android

Hintergrund

Gemini ist die generative künstliche Intelligenz von Google. Gemini ist ein wirklich gutes Large Language Model (LLM), dass in vielen Tests am besten oder unter den Top 3 abschneidet. Viele Google Nutzer verwenden Gemini, entweder bewusst oder auch unbewusst. Der nächste Hype in der IT im Allgemeinen und im Bereich der KI im Speziellen ist sog. Agentic AI, übersetzt so ungefähr als agentische künstliche Intelligenz (KI). Diese KI soll den Nutzern bei täglichen, oftmals einfachen und routinemäßigen Aufgaben helfen. Die Idee geht aber viel weiter. Die Idee ist, dass die KI sie kennt, bspw. weiss, welche Urlaube Sie in den letzten Jahren hatten, was Sie dafür ausgegeben haben, zu welchen Zeiten und wie lange Sie im Urlaub waren. Dann können Sie die KI fragen, was Sie im nächsten Urlaub machen können und die KI sucht drei Angebote für Sie. D.h. die KI sucht basierend auf Ihren Informationen im Internet nach günstigen Zeiträumen für Ihre Reise an Orte, von denen die KI denkt, das könnte für Sie interessant sein usw. Das kann eine grosse Hilfe sein. Und ein riesigen Problem für Ihre Privatsphäre.

Das ist neu (oder auch nicht 😉)

Am 7.7.2025 (manche meinen 8.7.2025) wird eine neue Gemini-Version auf Android ausgerollt, die diese Funktionalität für zusätzliche Apps anbietet.

Basierend auf einem Posting auf reddit, das eine E-Mail von Google zitiert, kann Gemini nun

… Ihnen helfen, Telefon, Nachrichten, WhatsApp und Dienstprogramme auf Ihrem Telefon zu verwenden, unabhängig davon, ob Ihre Gemini-Apps-Aktivität aktiviert oder deaktiviert ist.“

„Wenn Sie diese Funktionen nicht nutzen möchten, können Sie sie auf der Einstellungsseite für Apps deaktivieren“,

Google erklärt aber nicht weiter, wo diese Seite zu finden ist oder was genau deaktiviert wird, wenn Sie von dieser Einstellungsoption Gebrauch machen. Das heißt auch, es ist Opt-Out, d.h. es ist erstmal aktiviert.

Wenn die App-Aktivität deaktiviert ist, trainiert Google die KI nicht mit Ihren Daten und die Anfragen werden auch nicht in der Aktivitätenliste von Google gespeichert. Trotzdem speichert Google Informationen über Ihre Gemini-Nutzung (z. B. Eingaben und Antworten) bis zu 72 Stunden lang. Ist die App-Aktivität aktiviert, dann sieht das anders aus, u.a. können Ihre Daten von einem Menschen überprüft werden. All das bedeutet, dass die standardmäßige Aktivierung des Gemini-Zugriffs auf diese kritischen Apps ein massiver Eingriff in Ihre Privatsphäre ist. Überlegen Sie, was Sie mit WhatsApp alles an Informationen austauschen. Bisher sind Inhalte ziemlich sicher, weil sie Ende-zu-Ende-verschlüsselt sind. Doch jetzt greift Gemini da rein, bevor Sie die Nachricht verschlüsselt versenden. Selbst wenn Sie Gemini deaktivieren, kann Ihr gegenüber Gemini Zugriff erlauben. Das heisst, wenn Ihre Nachricht bei Ihrem Freund entschlüsselt wurde, kann Gemini das lesen. Damit können Sie nicht mehr sicher sein, dass das, was Sie schreiben, nur zwischen Ihnen und Ihrem Gesprächspartner bleibt. Dazu kommt, das auch Meta AI in WhatsApp eingreift. Vertrauliche Kommunikation ist damit nicht mehr gewährleistet.

Oder, wie die privatsphäre-orientierte Firma Tuta schrieb:

Einfach ausgedrückt, wird Gemini Zugang zu Ihren Apps erhalten, auch wenn Sie zuvor das Tracking der Aktivität in der Gemini App ausgeschaltet haben. Bald wird das KI-Tool in der Lage sein, Aufgaben wie das Senden von WhatsApp-Nachrichten, das Setzen von Timern und sogar das Tätigen von Anrufen auszuführen – unabhängig davon, ob Sie Google Gemini zuvor mitgeteilt haben, dass es Sie nicht verfolgen soll.

Lassen Sie sich den letzten Halbsatz auf der Zunge zergehen: „… unabhängig davon, ob Sie Google Gemini zuvor mitgeteilt haben, dass es Sie nicht verfolgen soll.

Google ignoriert also, was Sie in der Vergangenheit wollten. Wer sind Sie schon. Daten (und damit Geld) geht vor Nutzerwünsche. Das steht auch in der E-Mail. Dort steht, dass es die Sache für Gemini einfacher macht (und nicht für Sie, als Nutzer). Der Business Plan steht immer über dem Nutzer.

Also: Wenn Sie in Ihren Einstellungen die Gemini-Apps-Aktivität ausgeschaltet hatten (vor diesem Update), unterschied diese Einstellung, was Gemini sich merken und für Google-Produkte und KI-Modelle verwenden konnte. Damit haben Sie den Google-Zugriff für tiefere KI-Integrationen auf Ihrem Telefon eingeschränkt. Gemini war nicht in der Lage, Aufgaben wie Anrufe zu initiieren oder Texte via SMS zu senden. Es hatte keinen Zugriff darauf. Wenn sie nichts unternehmen, ignoriert Google das ab dem Wochenende.

Entgegen den Vorgaben der DSGVo, haben Sie keine informierte Zustimmung gegeben. Da Sie als Nutzer sowieso keine Ahnung haben, trifft das kluge Google die Entscheidung, was gut für Sie ist und was nicht. Egal, was Sie wollen. Das ist nicht neu, denn bei der Einführung von Gemini in Gmail hat Google das genau so gemacht. Aber Google ist nicht allein. Meta, Apple, Microsoft, es machen alle. Meine Meinung: Da wir Deutschen sowieso einen Hang zur Abgabe von Verantwortung haben, stört uns das noch weniger als andere.

Was auch frustrierend ist, dass ein normaler Benutzer die Gemini App nicht löschen kann. Ob Sie wollen oder nicht, Sie können es nur löschen, wenn Sie Mut haben und technisch etwas informierter sind. Sie müssen in den Entwicklermodus, sich mit etwas wie ADB rumschlagen uvm. Google weiß, dass das nur wenige sind und daher nutzen sie das. Wie ich schon so oft gesagt habe: Ihnen gehört das Handy nicht. Sie können es nicht nutzen, wie Sie es möchten.

Der Grund für Opt-Out anstelle Opt-In ist ganz einfach: Die wenigstens Benutzer ändern irgendetwas an den Standardeinstellungen. Angst, dass dann etwas nicht mehr funktioniert oder einfach Bequemlichkeit und Ignoranz.

Machen wir uns nichts vor: Das wird mehr und mehr kommen. Agentic AI kann so vieles erleichtern und vereinfachen, beschleunigen, uns abnehmen, dass alle anderen das auch anbieten werden. Es bleibt abzuwarten, wie Apple das in iOS umsetzt. Denn damit Agentic AI wirklich gut und effizient wirkt und einen Mehrwert für die Nutzer hat, benötigt es Ihre privaten Daten. Je mehr, desto besser. Wenn das System aber anfängt zu halluzinieren, werden die Nutzer es ablehnen.

Was Sie tun können

Die Frage ist, was können Sie tun, wenn Sie es nicht wollen?

Sie müssen in den Android-Einstellungen Google Gemini deaktivieren. Dazu haben Sie mehrere Optionen mit unterschiedlichen Auswirkungen.

Privatsphäre: Verhindern Sie, dass Gemini Zugriff auf Ihre Apps hat, indem Sie die App-Verbindungen von Gemini deaktivieren. Vorgehensweise:

  1. Öffnen Sie die Gemini-App auf Ihrem Android-Gerät
  2. Klicken Sie auf Ihr Profil in der oberen rechten Ecke
  3. Öffnen Sie Apps
  4. Klicken Sie, um jede App-Erweiterung zu deaktivieren

Kompromiss: Wenn Sie Gemini nutzen möchten, aber nicht wollen, dass Google Ihre Eingabeaufforderungen speichert und für „Bereitstellung, Verbesserung, Entwicklung und Personalisierung” von Google-Produkten und KI-Modellen verwendet, müssen Sie in den Android-Einstellungen die Aktivität von Gemini Apps deaktivieren. 

Gehen Sie wie folgt vor:

  1. Öffnen Sie die Gemini-App auf Ihrem Android-Gerät
  2. Klicken Sie auf Ihr Profil in der oberen rechten Ecke
  3. Gehen Sie zu Gemini Apps Aktivität
  4. Hier können Sie die Aktivität deaktivieren

Sie können die Gemini App auch deaktivieren:

  1. Gehen Sie zu Einstellungen > Apps
  2. Deaktivieren Sie die Gemini-App

WARNUNG:

Auch wenn diese Einstellung deaktiviert ist, ist es wichtig zu wissen, dass Google Ihre Aktivitäten mit Gemini für bis zu 72 Stunden speichert. Laut Google wird diese temporäre Speicherung Ihrer Daten aus Gründen der Sicherheit und des Nutzerfeedbacks durchgeführt.

Wenn Sie mich fragen: Google hat so oft Strafen bezahlt, weil Sie solche Aussagen nicht eingehalten haben, dass ich davon ausgehe, dass wir auch hier Bußgelder gegen Google sehen werden, weil Google mit den Daten mehr verdient, als die Strafen kosten.