Die nicht so offensichtlichen Sammler, Teil 2

Fitnesstracker!

Vor vielen Jahren, war ich mal sehr krank. Nachdem die Krankheit ein wenig abgeklungen war, war ich froh, 30m aus dem Haus zu gehen, eine Pause zu machen und wieder umzudrehen. Also besorgte ich mir einen Fitness-Tracker, eigentlich zwei, weil ich sie ausprobieren wollte, und nutzte sie, wieder zu Kräften zu kommen. Jeden Tag ein paar Schritte mehr. Damals war ich noch nicht so Sicherheitsparanoid und damals wurden die Daten auch noch nicht alle ohne Wenn-und-Aber ins Internet geladen. Ich hatte auch eine Garmin-Laufuhr mit einer lokalen Software auf dem Rechner. Fantastisch. Die heutigen Garmins zwingen einen zum Hochladen aller Daten, wenn man diese vernünftig auswerten will. Doch richtig Spass hatten datenschutzaffine Fitbit-Nutzer sicherlich in 2019, als Google Fitbit für $2,1 Mrd gekauft hat. Und damit auch alle Daten, die Fitbit-Benutzer dort hinterlassen haben. Google hat zwar angekündigt, dass die Gesundheitsdaten nicht für Werbung verwendet würden und Google diese auch nicht verkauft, aber ich bezweifle das. Ich bin sicher, dass diese Daten auf die eine oder andere Art Google helfen, den Profit zu mehren. Ohne Beweise. Auch Facebook hat beim Kauf von WhatsApp hoch und heilig gelobt, die so gewonnenen Telefonnummern nicht mit Konten bei Facebook zu verbinden, um es dann doch zu tun.

Was das auch zeigt: Egal, wem Sie Ihre Daten geben, ob Sie dem Anbieter vertrauen oder nicht, die Daten können doch immer wieder missbraucht werden. Und sei es nur, weil die Grossen einfach mal eine Firma aus der Portokasse kaufen. Daher gilt als Grundregel für den gesamten Blog: So wenige Daten wie möglich hinterlassen. 

Die Daten, die diese Geräte heutzutage sammeln, könnten persönlicher nicht sein. Wann Sie welchen Puls haben, wie Ihr EKG ist, wann Sie schlafen gehen, wann Sie aufwachen, wie oft Sie während des Schlafs aufwachen und ob Ihre Nieren noch funktionieren oder vielleicht ein mögliche Schlafapnoe Sie befällt. Denken Sie beim Sex wirklich daran, die Uhr oder das Band abzulegen? Wissen Sie, ob die Apple Watch nicht gerade die „Umgebungsgeräusche“ abhört? Oder schauen Sie gerade einen emotionalen Film, der Sie mitreisst, vielleicht über Apple TV, so dass die Watch aufzeichnen kann, wie sehr der Film sie mitreisst? Und brauchen Sie einen Einpeitscher, der Ihnen sagt, dass Sie heute noch 30min Sport machen müssen? Und was, wenn diese Daten an die Versicherung gesendet werden? Erhöht sich die Prämie für die Krankenversicherung, weil Ihre Uhr sagt, Sie haben seit sechs Monaten keinen Sport mehr gemacht? Und dazu senden Sie noch die Bilder Ihrer Burger und Biere auf Facebook, damit alle Ihre Freunde wissen, was Sie so essen? Ja, in Deutschland ist das mit der Krankenversicherung anders geregelt. Aber wer sagt Ihnen, das nicht die nächste oder übernächste Regierung das ändert?

Kann ich Ihnen guten Herzens raten, keines der Geräte zu verwenden?  Nein. Denn Sie haben gezielt eingesetzt einen Mehrwert. Siehe oben. Man kann den Datenverbrauch ein wenig reduzieren. Da die Apple Watch beispielsweise ohne Sim-Karte nur über das iPhone sinnvoll zu benutzen ist, können Sie einiges am iPhone einstellen, dass die Sammelei einschränkt. Dazu später mehr. 

Wenn Sie ein derartiges Gerät kaufen wollen, sollten Sie meiner Meinung nach ein paar Dinge beachten:

  • Müssen Sie ein Konto bei dem Hersteller anlegen, damit das Gerät überhaupt einen Sinn ergibt?
  • Können Sie mit dem Gerät etwas anfangen, wenn es keinen Internetzugang hat?
  • Muss es Zugriff zu einem anderen Mobilgerät haben?
  • Können Sie kabellose Verbindungen deaktivieren, so dass Sie die Hoheit darüber haben, wann welche Daten gesendet werden?
  • Kann das Gerät die Daten für einen längeren Zeitraum selber speichern, oder müssen Sie nach jedem Training oder Tag die Daten „loswerden“, um am nächsten Tag neu aufzeichnen zu können?

Es ist mittlerweile so gut wie unmöglich, ein Gerät zu finden, dass die Kriterien erfüllt. Schade. Eine alte Garmin-Uhr würde mir reichen, Gott Sei Dank (das werde ich so nie wieder sagen) gibt es eBay (abgesehen von dem Tracken das die machen).

Autos

Auch Autos sind mittlerweile Computer auf Rädern nur ohne den Schutz, den Sie einem Computer zu Hause geben können. Es ist hinlänglich bekannt, dass mehrere Autos von der Ferne gehackt werden konnten.  Und sicher ist seitdem vieles besser geworden. Aber was nicht besser geworden ist: Die Autos sammeln Daten wie verrückt und funken diese nach Hause. Was dann damit geschieht können Sie nicht beeinflussen. Im September 2020 wurde bekannt, dass Teslas Videos nach Hause funken. Vor allem die Videos von den vier Innenraumkameras sind dabei interessant, denn davon wissen die meisten nichts und Sie können das auch nicht unterbinden. Sie wissen nicht wann und wie und welche Bilder und Filme Tesla bekommt und Tesla behält sich explizit in den Kaufbedingungen vor, alle Daten an Drittanbieter weitergeben zu dürfen. Tesla und auch andere modern Autos wissen, wo sie fahren, wer fährt, wie schnell Sie fahren, ob Sie zu schnell fahren, ob Sie nebenbei telefonieren, rauchen oder anderweitig beschäftigt sind. Das könnte Einfluss auf Ihre nächsten Versicherungstarif haben. Nicht nur bei der Autoversicherung, sondern ggf. auch bei der Krankenversicherung. Oder wollen Sie das die Bank davon weiss? 

Doch es geht bei Autos noch weiter: Die Kennzeichen der Autos können gescannt werden. Gerade um Zuge der Dieselfahrverbote kam das Thema wieder auf die politische Agenda. Wenn diese Technik breiter eingesetzt wird, und das wird sie, da bin ich sicher, dann können Sie oder zumindest Ihr Fahrzeug damit flächendeckend überwacht werden.

Alles zusammen bedeutet das in Zukunft und teilweise schon heute: Sie müssen sich an alle Vorschriften halten. Alleine auf einer selten befahrenen Autobahn, in der Silvesternacht, Sie ganz alleine, ein Tempolimit von 80 ohne für Sie guten Grund zu dieser Zeit an diesem Tag, Sie fahren schneller, für einen Bruchteil einer Sekunde, und auf einmal kann vieles passieren. Bussgeld, Versicherungserhöhung uvm. Wir alle sind auch nur Menschen. Aber all diese Überwachungsmöglichkeiten erlauben keine menschlichen Fehler, wie klein sie sein mögen. Vieles von diesen Auswirkungen können wir heute schon in China sehen. Wir wären naiv zu glauben, dass das nicht in Deutschland passieren kann.