Firefox Teil 3, uBlock Origin: Flaschentauchen mit Haien

Tauchanalogie: Schnorcheln ist super, Sie sehen tolle Farben und bunte Fische. Sie haben immer genügend Luft und sind nicht so tief, dass Sie Angst bekommen. Aber die Stalker sehen Ihren Schnorchel, Ihre Silhouette, können Sie verfolgen. Auch wenn sie nicht mehr so klar sehen. Es wird Zeit, die Flaschen zu holen damit Sie untertauchen können.

Damit sind wir bei dem wichtigsten Add-On für Firefox: uBlock Origin.

uBlock Origin ist kostenlos, sammelt keine Daten und ist Open Source. Es blockt anhand von Mustern und Verhaltensweisen von Seiten einen Grossteil der Werbung und Tracker.

Update, 6.3.2021: Und es schützt als einziges Tool und nur im Firefox gegen das CNAME Cloaking oder auch CNAME Collusion Tracking.

Update 9.3.2021: Stiftung Warentest hat mehrere Blocker getestet und uBlock Origin hat gewonnen.

Daneben schützt es uns, wie eben gesehen, vor der Preisgabe unserer IP Adresse wenn wir im Homeoffice arbeiten oder anderweitig kommunizieren. Dabei ist es sehr flexibel anpassbar und trotzdem einfach im Umgang. Ich kann Ihnen nur wärmstens ans Herz legen, sich damit auseinanderzusetzen. Aber schon nach der Installation, haben Sie einen grossen Schritt unter die Wassergrenze unternommen. Kernstück ist eine Blacklist, die aus mehreren Listen besteht. Die Listen können Werbung verhindern, oder auch Seiten mit Schadsoftware erkennen. Wenn Ihnen das nicht reicht, was standardmässig aktiviert ist, können Sie noch mehr Haken setzen oder Ihre eigenen Listen und Filter eintragen. Z. B. Kann eine derartige Liste nicht einfach alle Zugriffe auf Google, Amazon oder YouTube blockieren. Das würden die meisten Benutzer nicht gutheissen. 

Ausserdem denken Sie bitte daran, je mehr Listen Sie aktivieren oder selber installieren, desto langsamer wird der Rechner und desto wahrscheinlicher wird es, dass eine Seite nicht mehr so aussieht wie Sie es gerne hätten oder gar nicht mehr funktioniert.

Um auf die Websockets zurückzukommen: Sie können in uBlock Origin einen eigenen Filter anlegen und dieser enthält folgenden Text: *$websocket. Falls Sie sowieso uBlock Origin als Ihren „OneStopShop“ für das Untertauchen im Web verwenden wollen.

Fangen wir an:

Gehen Sie im Firefox auf Extras oder die drei Striche übereinander (hat nichts mit Adidas zu tun) und dann Add-ons. Sie Sehen ein Fenster mit den Erweiterungen, die schon installiert sind. Klicken Sie in das Feld „Weitere Add-ons finden“ und geben uBlock Origin ein. Es ist der erste Treffer. Klicken Sie auf den Namen und installieren Sie es. Sie müssen uBlock Origin Zugriff auf einiges geben, damit es seinen Job machen kann. Erlauben Sie dies. Wenn Sie das Fenster sehen, in dem gefragt wird, ob das Add-on auch in einem privaten Fenster aktiv sein soll, dann aktivieren Sie das Kästchen.

Nachdem Sie uBlock Origin heruntergeladen und installiert haben, klicken Sie wiederum auf seinen Namen. Hier erfahren Sie mehr über das Add-on. Um uBlock besser kennenzulernen klicken Sie auf die drei Punkte und gehen auf Einstellungen. Machen Sie sich mit dieser Benutzerschnittstelle vertraut. Schauen Sie sich die Einstellungen an, die Filterlisten usw. Wenn Sie das getan haben, klicken Sie etwas über der Überschrift Privatsphäre auf „Ich bin ein erfahrener Anwender“ und erinnern sich, die Pflichtlektüre anzuschauen. Nichts passiert, ausser dass das Symbol hinter Pflichtlektüre sich geändert hat.

Klicken Sie dann auf Filterlisten und überlegen Sie sich, ob sie nicht noch mehr Filter aktivieren wollen (es sind schon sehr viele aktiviert). Bei mir ist alles aktiviert ausser „Generische kosmetische Filter ignorieren“. Wenn Sie fertig sind, klicken Sie auf „Jetzt aktualisieren“. Ist es ausgegraut, sind die Filter aktuell. Welche Filter nicht aktuell sind, sehen Sie an den gelben Dreiecken.

Jede Webseite, die Sie besuchen, wird durch diese Filter geschleust, ohne Wenn und Aber. Manche Webseiten, die viel Werbung und Tracker verwenden (gerade amerikanische Medien) sollten sich dadurch schneller laden lassen. In langsamen Netzwerken und mit wenig Datenvolumen ein schöner Nebeneffekt. Gerade selbststartende Werbevideos auf den Seiten sollten damit mehrheitlich Geschichte sein.

Ab hier gilt wieder: Das ist alles gut und einfach und sicher und hilft. Aber wenn Sie es wirklich ernst mit dem untertauchen meinen, müssen wir einen Schritt weiter gehen. 

Um das zu zeigen, verlassen Sie das Add-On, schliessen das Tab und machen ein neues auf, rufen eine Webseite auf und klicken klicken auf das uBlock Origin icon in Ihrem Browserfenster, rechts neben der Adresszeile. Dort sehen Sie den Downloadpfeil, Bücher usw. Bis das rote (ohne die Eingabe einer URL grau) „Wappen“ mit dem weissen uo darin erscheint. Evtl. mit einer Zahl darin.

Klicken Sie darauf und ein Fenster geht auf. Sie werden, wenn Sie das auf einer Webseite getan haben, einen Powerknopf sehen und weitere Informationen. Links sehen Sie Informationen, welche Webseiten diese Seite aufgerufen hat. Auf der rechten Seite sehen Sie statistische Informationen zu der Arbeit von uBlock. Weiter unten sehen Sie einen Blitz, einen Stift oder eine Pinzette und eine Liste. Klicken Sie auf dieses Listensymbol Es geht ein Fenster auf, das relativ nackt aussieht. Geben Sie jetzt in einem Tab in Ihrem Browser z.B. www.zeit.de ein. Das ist nur ein Beispiel und Sie können auch andere Seiten eingeben. 

Das eben geöffnete Fenster zeigt Ihnen, was diese Seite so alles treibt. Sie sehen Verbindungen zu Webseiten, von denen Sie noch nie gehört haben und die Sie so vielleicht auch gar nicht ansprechen können, weil diese nur Dienste für andere Webseiten bereitstellen. Sie werden Texte wie /tracking/tracking finden und manches gelb und manches rot hinterlegt sehen. Manchmal auch grün.

Hier werden, vor allem in rot sichtbar, Informationen über Sie abgegriffen, die zum Tracking, zur Werbung, zur Überwachung dienen. Natürlich nur, damit Sie ein perfektes Benutzererlebnis bekommen. Schliessen Sie das Fenster und konzentrieren wir uns auf eine einfachere Sicht. 

Surfen Sie auf eine beliebige Webseite, suchen Sie wieder das „Wappen“ von uBlock Origin, schauen Sie sich die Zahl an, die darin steht und klicken Sie auf das Wappen. Wenn Sie den erweiterten Modus in den Einstellungen vorhin angeklickt haben, sehen Sie auf der linken Seite drei Spalten. Die erste Spalte gibt Informationen, welcher Code von welcher Domain (zeit.de, facebook.net etc.) verwendet wurde. Die zweite Spalte ist eine globale Einstellung. Wenn Sie ohne zu klicken die Maus darüber bewegen, sehen Sie rot und rosa und grau. Wenn Sie hier etwas ändern wird das auf alle Seitenbesuche angewendet.  Die dritte Spalte zeigt die Einstellungen für diese Seite. 

  • (+) weniger als 10 Skripte hat uBlock von dieser Domain erlaubt
  • (++) zwischen 10 bis 100 Skripte wurden erlaubt
  • (-) zwischen 1-9 Skripten hat uBlock blockiert
  • (- -) uBlock hat zwischen 10 und 100 Skripten blockiert

Dabei entscheidet uBlock Origin, welche Skripte es erlaubt und welche es blockiert. 

Zeit, etwas zu unternehmen, denn ich sehe einige ++ und viele +. Klicken Sie in der dritten Spalte (die für diese Webseite) auf die rechte Seite (auf Höhe von Alle Ressourcen). Die gesamte Spalte wird rot. Sie sehen, dass sich etwas verändert. Das uBlock Fenster wird neu geladen und Sie sehen ein Schloss auf gelben Hintergrund. Damit können Sie die Einstellung speichern. In einem anderen gelben Feld können Sie die Seite mit den neuen Einstellungen neu laden und sehen was passiert. Damit haben Sie alle Skripte blockiert. Die Seite sollte nun anders aussehen. Bilder werden durch graue Boxen ersetzt usw. Viele Webseiten sind oftmals ohne Skripte nicht benutzbar. Daher klicken Sie wieder oben rechts (auf Höhe von Alle Ressourcen) in der dritten Spalte und machen das rückgängig. Sie können auch das Gegenteil ausprobieren. Anstelle auf den roten Bereich in der dritten Spalte zu klicken, klicken sie auf den hellgrauen Bereich links daneben. Die gesamte Spalte wird dunkelgrau. Damit sind alle Skripte auf der Seite erlaubt. Alle Werbung, alles Tracking, alles Fingerprinting ist damit erlaubt und wird ausgiebig genutzt. Für den datenschutzsensiblen Surfer ist das keine Option.

Eine kleine Anmerkung: uBlock Origin zeigt Ihnen auch eine Statistik. Auf dieser Seite blockiert: 20 oder 12%. Rechnen Sie hoch, was dort passiert. 50 oder 100 oder mehr Skripte sind keine Seltenheit. Weiter unten sehen Sie: Seit der Installation blockiert: 216.930 oder 12%.

Die Einstellungen in der dritten Spalte sind für diese eine Webseite. Oftmals sind es die alten Bekannten, die auf den Webseiten Daten holen. Daher widmen wir uns jetzt der mittleren Spalte.

Grau bedeutet auch hier, alles auf Standardeinstellungen. Klicken Sie auch hier wieder auf die rechte obere Ecke dieser Spalte. Sie sehen, die gesamte Spalte wird rot und die daneben auch. Damit werden alle Skripte auf allen Seiten blockiert und nur die wesentlichen Texte werden geladen. Wenn Sie nun die Webseite laden, sehen Sie nicht viel. Nur das es jetzt auch für alle anderen Webseiten gilt. Gehen Sie auf eine andere Seite, z.B. www.sueddeutsche.de stellen Sie fest, dass auch diese kaum noch lesbar ist. Sie können in die dritte Spalte in eine Zeile auf die linke Hälfte der Spalte (wo die + stehen) klicken und damit sagen, dass dieses Skript auf dieser Seite erlaubt ist. Auf allen anderen Seiten bleibt es aber blockiert.

Selbst wenn Sie in der zweiten Spalte alles auf rot stellen, kann es sein, das in der dritten Spalte das ein oder andere Feld grau bleibt. D.h. dass die Regeln von uBlock Origin der Meinung sind, das Skript ist notwendig. Natürlich können Sie das überschreiben.

Sie können in der 2. und 3. Spalte in jeder Zeile auf die linke oder rechte Hälfte des Kastens klicken und so die Daten explizit erlauben oder verbieten.

Klicken Sie in der 2. Spalte in die linke Hälfte, dann erlauben Sie all Webseiten diese Verbindung. Klicken Sie dagegen auf die rechte Hälfte, wird das Kästchen rot und sie verbieten auf allen Webseiten diesen Zugriff. In der 3. Spalte, wie beschrieben, gilt das nur für die aktuelle Seite. Wenn Sie die Einstellungen dauerhaft verwenden wollen, klicken Sie auf das Schloss, das gelb hinterlegt ist. Laden Sie mit den zwei Pfeilen in dem gelben Kästchen die Seite neu.

Jetzt haben wir die Extreme angeschaut. Für viele sind diese nicht akzeptabel. Alles zu blockieren macht das WWW im Grossen und Ganzen unnutzbar (schlimm genug, dass wir es nur noch nutzen können sollen, wenn wir Daten abliefern), alles zu erlauben überwacht uns wie es noch nie in der Geschichte vorher geschehen ist. Wir brauchen einen goldenen Mittelweg. 

uBlock Origin macht schon vieles von Hause aus richtig. Wenn Sie die Einstellung für erfahrene Anwender (s.o.) aktiviert haben, können Sie uBlock so verwenden, wie es kommt. Wenn Sie dann auf einer Webseite sehen, dass etwas nicht so funktioniert, können Sie das Skript aktivieren oder bei einer Ihnen wichtigen Webseite alle Skripte aktivieren. Und wenn Sie bei einer Seite sehen, dass dort von einer Firma ein Skript ausgeführt wird, blockieren sie es. Für diese Seite, oder, wenn Sie dieser Firma niemals etwas geben wollen, für alle Seiten die Sie besuchen. Speichern nicht vergessen (Schloss im gelben Feld). Möglicherweise ein guter erster Schritt für Sie ist die sog. Drittseiten Skripte und und Ressourcen und Frames zu deaktivieren. Damit werden Zugriffe von beispielsweise Zeit auf Google oder Facebook untersagt. Wenn die Seite aber z. B. von Reuters holt, werden diese auch untersagt.

Nur jetzt entscheiden Sie, was Sie an Daten bereitstellen und Sie können sich verteidigen. Ich bin immer wieder überrascht, wenn ich sehe, welche Domänen (Firmen) Skripte schalten und dann auf deren Webseiten surfen will und feststelle, die haben gar keine Webseite. Die existieren nur, um Dienste, meist Datensammeldienste, bereit zu stellen.

Sie können nach zu viel Spielerei uBlock auch wieder in den Ausgangszustand zurücksetzen. Klicken Sie dazu in die zweite Spalte in der obersten Zeile (Alle Ressourcen) auf den linken Teil, damit wird alles wieder grau und uBlock entscheidet selber. Gehen Sie dann wieder in das Add-On (Menu Extras->Add-Ons), suchen nach uBlock Origin, klicken darauf, gehen rechts neben dem Namen und dem blauen Feld mit dem weissen Knopf auf die drei Punkte und dort auf Einstellungen. Wenn Sie jetzt auf „Meine Regeln“ klicken, sehen Sie Ihre Arbeit schwarz auf weiss. Durch Ihre Aktivitäten hat uBlock neue Regeln erstellt. Ohne dass Sie sich mit dieser kryptischen Darstellung auseinander setzen mussten. Sie können jetzt unter Temporäre Regeln alle Regel markieren und löschen. Speichern nicht vergessen. Sie können aber auch, wenn Sie sich sicher sind, diese zu permanenten Regeln werden lassen. Einfach auf „Dauerhaft speichern“ klicken.

Ein kleines Feature bietet uBlock Origin noch. Es gibt mehr und Webseiten von Medien, die erlauben x Artikel kostenlos zu lesen. Wenn Sie mehr wollen, müssen Sie dafür bezahlen. Dies wird über Tracking gewährleistet und meist liegt ein Skript dahinter. Mit uBlock Origin können Sie das Skript finden und deaktivieren. Und können so alle Artikel lesen. Grundsätzlich bezahle ich aber für guten Journalismus. Aber das ist ein anderes Thema.

Damit haben Sie viel für sich und den Datenschutz getan. Doch es gibt noch mehr Möglichkeiten.