Exkurs: Domäne registrieren

Wenn Sie eine Domäne registrieren, tun Sie das in Ihrem eigenen Namen. Dieser kann nachgeschlagen werden. Es gibt Datenbanken, in denen die Eigentümer der Domänen registriert sind, oftmals mit Adresse. Es gibt Umwege, über das Ausland, aber diese könnten dazu führen, dass Ihnen von einem Tag auf den anderen die Domäne entzogen wird, wenn Sie einen falschen Namen verwenden. Und zuletzt müssen Sie irgendwie bezahlen. Die wenigsten akzeptieren Cash oder Bitcoin. Daher ist davon abzuraten.

Wenn Sie eine Domäne in der EU registrieren, haben Sie ein bisschen Glück. Die DSGVO unterbindet das einfache Abfragen von Namen und Adressen von Besitzern von Domänen. Vor ein paar Jahren war das kein Problem. Wollen Sie aber bei einem amerikanischen Registrar eine .com Domäne kaufen, dann sieht das ganz anders aus. Einige bieten an, die Daten zu schützen, manche für Geld, manche umsonst. Schauen Sie beispielsweise mal auf cheapnames.com.

Dann stellt sich die folgende Frage:
Wollen Sie, dass ein normaler Mensch, der ein bisschen Internet-afin ist oder jemanden kennt, der das ist, herausfinden kann, wem die Domäne gehört? Wollen Sie, dass derjenige, der Ihnen die Domäne verkauft, weiss wer Sie sind? Letzte Frage, wie wir jetzt wissen, können wir leider nicht beeinflussen.

Wenn das nicht geht (und die ICANN erlaubt das nicht), können Sie sicherstellen, dass Ihre Kontaktdaten bei der Suche nach dem Besitzer der Domäne nicht herausgegeben werden (oder nur an staatliche Stellen mit entsprechenden Durchsuchungsbefehlen). Selbst wenn Sie dies sicherstellen können, dann müssen Sie noch bezahlen. Können Sie bei dem Anbieter so bezahlen, dass es keine Rückverfolgung zu Ihnen gibt? Bei ProtonMail können Sie bar und mit Bitcoin bezahlen, aber wenn Sie eine Domäne in Deutschland registrieren wollen, ist das schwieriger.

Wenn Sie eine Abfrage nach einem Domäneninhaber stellen, erhalten Sie auf den Webseiten in der EU lediglich eine Meldung, ob eine Domäne vergeben ist. Kennen Sie die Emailadresse des zu suchenden und er hat die Domäne unter dieser Email registriert, können Sie die Daten abfragen, erhalten aber keine Antwort. Die erhält der Besitzer der Emailadresse per Mail. Was uns wieder zu den Artikeln über Mail etc. bringt. Wer in den Besitz der Emailzugangsdaten gelangt, der kann Ihnen sehr viel Schaden zufügen. Mit diesen kritischen Betrachtungen fangen wir an.

Einer der grössten Anbieter in Deutschland ist Strato. Wenn Sie dort eine Domäne registrieren, dann erscheint das nicht in den bekannten Datenbanken. Auf der anderen Seite verlangt Strato eine gültige Mobilfunknummer und eine Emailadresse. Während Sie für die Emailadresse „frei“ sind, ist die Mobilfunknummer ein Problem. Da es in Deutschland keine Mobilfunknummern ohne Vorlage eines Ausweises gibt, könnten Sie darüber nachverfolgt werden. Es ist möglich, eine falsche Adresse einzugeben (oder beispielsweise eine Hoteladresse, eine Firmenadresse oder die Adresse eines Freundes, bei dem Sie sich gerade aufhalten). Spätestens beim Bezahlen verlangt das System aber Ihre IBAN. D.h. so ganz untertauchen können Sie dabei nicht.

Wenn Sie eine Domäne komplett anonym anlegen wollen, müssen Sie sich andere Anbieter, auch gerne im Ausland anschauen, z. B. namescheap. Denken Sie aber auch daran, dass wenn Sie eine Domäne ausserhalb der EU kaufen, gilt die DSGVO nicht mehr. Manche Anbieter bieten, evtl. auch gegen Aufpreis, einen Schutz dieser Daten an, bei namescheap heisst dieser WhoIsGuard. Sie können dort mit Bitcoin bezahlen. Aber auch sie verlangen eine Adresse und eine Telefonnummer. Sie können falsche Angaben machen, das widerspricht aber den ICANN Regeln und Ihnen kann die Domäne jederzeit entzogen werden. Es ist Ihre Entscheidung, wie anonym Sie bleiben wollen und was es Ihnen wert ist.
Eine letzte Möglichkeit um eine Domäne so sicher wie möglich zu registrieren ist über eine Firma. Wenn Sie sowieso eine Briefkastenfirma ohne namentlich genannte Geschäftsführer etc. haben, verwenden Sie diese. Ab hier begebe ich mich auf rechtliches Eis, das ich nicht bearbeiten kann. Daher konsultieren Sie einen Anwalt, wenn Sie das benötigen.

Aus meiner Sicht, in Deutschland, ist die Frage:
Eine Lösung mit eigener Domäne, damit kann Ihnen diese nie weggenommen werden, oder eine „neutralere“, bei der der Emailanbieter bekannt ist, Ihre Emailadresse aber sehr generisch oder kryptisch sein kann. Der Aufwand und der Grenzbereich, in dem Sie sich bei der Erlangung einer neutralen Domäne bewegen, erscheint mir zu hoch, für den Effekt den ich dabei erziele. Sollte mein Leben davon abhängen, dann habe ich vielleicht die Möglichkeit über eine Firma zu gehen oder den Willen, die Anbieter von Domänen ein wenig in die Irre zu führen. Für die meisten Menschen ist die Lösung eine Email bei einem sicheren Anbieter oder eine Domäne, die in keiner offiziell verfügbaren Datenbank mit dem eigenen Namen verknüpft ist und bei der nur der Verkäufer der Domäne Ihre realen Daten hat, ausreichend.