Messenger Teil 1: Allgemeines und WhatsApp

Nachdem Email über Dekaden das meist genutzte digitale Kommunikationsmedium war, hat sich gerade bei den Jüngeren das Chatten mit Messengern durchgesetzt. Im privaten Bereich wird wie verrückt gechattet. Emails werden dagegen oftmals im geschäftlichen Einsatz bevorzugt. Das ändert sich momentan auch, ist aber erst am Anfang der Umsetzung in vielen Firmen.

Sie werden nicht überrascht sein, dass auch und gerade diese Informationen bei Behörden aber auch Unternehmen gerne gesehen sind. Entgegen der technischen Umsetzung von Email, wo jeder mit jedem schreiben kann, ist es bei den Messengern so, dass fast bei allen jeweils nur die Kommunikation mit Partnern möglich ist, die denselben Messenger verwenden (zumindest bei den Proprietären). Selbst wenn das darunterliegende Protokoll dasselbe ist (siehe WhatsApp und Signal). Das führt leicht dazu, dass Sie mehr als einen Messenger auf Ihrem Smartphone installieren müssen, wenn Sie mit Familie, Freunden und vielleicht dem Verein oder der Firma in Kontakt bleiben wollen. 

Ich habe eine schwere Zeit, allen meinen Kontakten zu sagen, dass ich kein WhatsApp verwende, aber Threema und bin dann manchmal ausgeschlossen. Daher gibt es gerade im Bereich Messenger eine „the winner takes it all“ Situation. And the winner is:

WhatsApp!

Egal mit wem ich spreche, ich werde immer wieder gefragt ob ich WhatsApp habe (früher fragte man noch nach der Email-Adresse). Nein, habe ich nicht und werde ich niemals haben. Daher ein paar Informationen zu WhatsApp. Eine kleine Anmerkung nebenbei: Ich kenne keinen Datenschutzbeauftragten in Europa, der den Betrieb von WhatsApp in Europa für legal hält. Daher verstehe ich auch nicht, warum Schulen, Lehrer, Vereine und selbst Politiker diese Applikationen einsetzen (dürfen). Vor Kurzem gab es einige Hoffnungsschimmer. Das Land Baden-Württemberg hat den Lehrern die Nutzung von Threema nahe gelegt. Die EU hat seinen Abgeordneten die Nutzung von Signal empfohlen. Ich bin mir sicher, das die meisten der Nutzer WhatsApp weiterhin auf ihren Telefonen haben. Also schauen wir uns den Spitzenreiter mal an.

Es ist der definitiv beliebteste Messenger auf den Telefonen. Jeder, der ein Smartphone hat, scheint WhatsApp zu benutzen. D.h. es ist sehr einfach, innerhalb der Familie oder des Vereins darüber zu kommunizieren, es hat sowieso jeder im Einsatz (mit Ausnahme von Paranoikern). Um WhatsApp nutzen zu können, müssen Sie zwangsweise eine gültige Telefonnummer angeben. Das ist schlecht, wenn Sie untertauchen wollen. Eine Telefonnummer zu einer Person und dann ggf. auch zu einem Ort an dem die Person sich aufhält zurückzuverfolgen, ist für jemanden mit genug krimineller Energie einfach. Und in Deutschland gibt es keine Mobilnummer ohne sich ausweisen zu müssen, d.h. eine 1:1 Beziehung von Telefonnummer zur Person. Um WhatsApp bequem benutzen zu können und all Ihre Lieben zu erreichen, fragt WhatsApp danach, Ihr komplettes Adressbuch zu Facebook, der Mutterfirma von WhatsApp, hochzuladen. Das bedeutet, wenn wir befreundet sind und uns über Threema austauschen weil ich kein WhatsApp habe, Sie aber WhatsApp benutzen und Ihr Adressbuch hochladen, hat Facebook alle Daten Ihres Adressbuchs über mich in seinem Datenbestand. Meine Adresse vielleicht, meine mehreren Telefonnummern, meinen Arbeitgeber, evtl. noch meinen Spitznamen bei Ihnen, wie „bester Freund“, „Liebling“, „Affäre“ oder andere. Und natürlich mein Geburtsdatum. Denn Sie wollen mir ja zum Geburtstag gratulieren können. Das gegen meinen Willen und gegen mein Wissen. Bitte setzen Sie die digtale Maske auf und schützen Sie mich. In dem Sie diese Daten nicht hochladen oder mich aus Ihrem Adressbuch löschen. Sie könnten ein zweite Kontakteapplikation verwenden oder Sie könnten kurz vor dem Hochladen meine Daten löschen oder sichern und danach wieder einspielen. Tun Sie das für mich bitte….???

Fast alle Menschen, die ich kenne, laden das Adressbuch ohne nachzudenken hoch. Wenn Sie heute bei einer Bank oder anderem Unternehmen anrufen und sich eindeutig identifizieren müssen, dann werden Sie oftmals nach Adresse und „zur Verifikation“ nach dem Geburtsdatum gefragt. Die haben Facebook und viele andere. Alleine aus diesem Grund lehne ich WhatsApp ab. Ihre Nutzung von WhatsApp schützt mich nicht, sondern gibt Facebook Daten über mich, ob ich will oder nicht. Und wenn das fünf Familienmitglieder, fünf Freunde und 20 Partner in meinem Unternehmen nutzen, sowie noch die 30 Kinder, die ich im Sportverein unterrichte, dann hat Facebook ein veritables Netzwerk meiner Beziehungen in seinen Daten, ohne dass ich je etwas mit Facebook zu tun hatte. Das will ich nicht. Daher bin ich nicht bei WhatsApp und daher speichere ich meine Kontaktdaten nicht in der Kontakte-App auf dem iPhone oder dem Mac. Ich schütze Sie damit. Genauso wie meine Maske Sie vor Sars-CoV2 schützt und nicht mich.

Bitte schützen Sie mich und meine Daten.

WhatsApp sagt, es sei Ende-zu-Ende verschlüsselt. Hm, die Firma, der WhatsApp gehört, ist eine Firma, die ausschliesslich und alleine mit Ihren Daten Geld verdient. Warum sollte diese Ihnen WhatsApp schenken? Sie hat Milliarden für WhatsApp bezahlt. Als Hobby? Nein, um damit harte Dollar zu verdienen. Mit Werbung. Also muss WhatsApp Daten liefern, die dabei hilft.

Mark Zuckerberg hat bei mir nicht den besten Ruf was Ehrlichkeit und Vertrauen angeht. Und er bestätigt mich fast jede Woche aufs neue. Doch was heisst in diesem Falle Ende-zu-Ende Verschlüsselung? Wo liegt der private Schlüssel für die Kommunikation? Nur auf Ihrem Handy? Oder auch bei Facebook? Ist nur der Inhalt geschützt oder auch die Metadaten? Loggt Facebook die Verbindungen mit? Ist es eine Zero-Knowledge-Verschlüsselung? Sie sagen sie verwenden das offenen Verschlüsselungsprotokoll, das auch Signal verwendet, was als sehr sicher gilt. Aber: Sie legen den Source-Code nich offen und daher wissen Sie nicht, ob der Code verändert, manipuliert oder überhautp verwendet wird.
Ausserdem sollten Sie sich (ich weiss, das grenzt an Masoschismus) die AGBs und Nutzungsbedingungen von WhatsApp durchlesen. Dort steht u.a., dass sich Facebook vorbehält, die Ende-zu-Ende Verschlüsselung jederzeit, ohne Sie zu informieren, zu deaktivieren. Und wenn wir schon bei den AGBs sind, lesen Sie sie, wirklich, es ist lustig, was da steht:

Wir analysieren, wie Du WhatsApp nutzt, um sämtliche Aspekte unserer hier beschriebenen Dienste zu verbessern, u.a. indem wir Unternehmen, die WhatsApp nutzen, helfen, die Effektivität und Verbreitung Ihrer Dienste und Nachrichten zu messen. Zu diesem Zweck verwendet WhatsApp die ihm zur Verfügung stehenden Informationen und arbeitet auch mit Partnern, Dienstleistern und ….
Im Einklang mit den geltenden Gesetzen stellst Du uns regelmässig die Telefonnummern von WhatsApp Nutzern und anderen Kontakten in deinem Mobiltelefon-Adressbuch zur Verfügung, darunter sowohl die Nummern von Nutzern unserer Dienste als auch die von deinen sonstigen Kontakten.

Du stimmst unseren Bedingungen zu, indem du dich registriert oder unsere Apps, Dienste, Funktionen, Software oder Webseite installierst, nutzt oder auf diese zugreifst.“

WhatsApp AGB

Im letzten Satz steht explizit, dass Sie zustimmen, wenn Sie einfach nur mal WhatsApp auf Ihrem Handy installieren. Sie müssen es nicht starten, sich nicht registrieren oder sonst etwas unternehmen. 

Dass das legal in der EU ist, finde ich bemerkenswert. 

Und selbst wenn die Inhalte wirklich und ehrlich verschlüsselt sein sollten, denken wir wieder an die Aussage von Michael Haydn:

Wir bringen Menschen anhand von Metadaten um.“

Michael Haydn

Die Metadaten hat Facebook auf jeden Fall. Also wer mit wem wann und wie lange. Wie grosse die Nachrichten sind, also evtl. Bilder oder Videos geteilt werden uvm.

WhatsApp wirbt auch im Namen von anderen Nutzern: „Pete gefällt …“. Was der Pete da wohl wieder gekauft hat und Facebook meint, dass das alle jetzt wissen müssten. Und woher hat WhatsApp diese Information überhaupt? …. Hatte Zuckerberg nicht versprochen… Doch hatte er. Aber wie so oft … Wie man einem derartig fragwürdigen Charakter und notorischem Lügner helfen kann, reicher als Krösus zu werden, erschliesst sich mir nicht.

Vergessen Sie nicht, auch WhatsApp wurde schon zum Hacken missbraucht. Niemand anderes als Jeff Bezos wurde gehackt, dadurch wurde eine Affäre bekannt, die zu seiner Scheidung führte und ihn ein paar Milliarden ärmer machte. Er wird es verkraften, da bin ich sicher.
Und hier noch ein paar Links zu interessanten Artikeln zu WhatsApp und seinem Datenschutz:
Liest Google bei WhatsApp mit?
Wie WhatsApp half, ein indisches Dorf in einen Lynch-Mob zu verwandeln!
Wie WhatsApp Fake News und Gewalt in Indien fördert
Links zu WhatsApp-Chats in Google-Suche gelistet
WhatsApp sammelt Daten von Nutzern – selbst wenn die App gelöscht ist
Forscher warnen vor massenhaftem Auslesen von Kontakten
Sechs Gründe, warum du WhatsApp sofort löschen solltest

Reicht Ihnen das immer noch nicht?

Das waren die wahrscheinlich nutzlosesten Minuten des Schreibens, denn egal was Facebook und WhatsApp an Schweinereien machen, die Menschen bleiben dort. Zumindest in meinem Umfeld die, die ich nicht bekehren konnte. Aber ich gebe nicht auf.

Doch es gibt Alternativen, die von der Funktionalität WhatsApp in nichts nachstehen und viel sicherer sind. 

Der einzige Makel, sie sind nicht so weit verbreitet und manche kosten sogar 0,99€. Tatsächlich, zu mir sagte mal jemand er installiere Threema nicht, weil es 0,99€, damals im Angebot, kostete. Er nähme dann doch das kostenlose WhatsApp. Eine andere Ausrede ist: Ich will nicht noch mehr Apps auf meinem Handy haben. Wegen 0,99€ oder weil Ihnen eine andere App dann doch zuviel unter den 80 Apps auf Ihrem Handy ist, verwenden Sie WhatsApp und verletzen damit Ihre datenschutz-affinen Freunde in dem Sie die Kontakte aus dem Adressbuch, wo diese Freunde drin stehen, hochladen? Wenn ich weiter so Kopf schüttele wird mir schwindelig.

Doch jetzt, wo so viele diesen Blog lesen, wird die Nutzung der sicheren Messenger massiv steigen und WhatsApp abbauen. Ich darf doch noch träumen.

Bevor wir Kriterien an sichere Messenger anlegen, ein kurzer Crash-Kurs zu zwei Gruppen von Messengern.