WhatsApp, die (unmögliche) Quadratur des Kreises

Es hilft ja nichts. Allen Leuten zu erzählen, WhatsApp nicht zu benutzen, ist schlimmer als gegen Windmühlen zu kämpfen. Bisher konnte ich mich dazu nicht äussern, da ich es nicht hatte. Aber jetzt? In der Firma verwenden die Kollegen für private Aktivitäten WhatsApp. Urlaubsbilder, private Termine, soweit möglich, usw. Ich hatte die Wahl: WhatsApp auf dem Firmenhandy nutzen oder ausgeschlossen sein. Da ich im HomeOffice sowieso versauere, habe ich mich selber breit geschlagen und mir WhatsApp auf das Firmenhandy gespielt. Gruppendruck ist doch etwas feines. Aber: Dadurch habe ich mich mit der Privatsphäre und den Einstellungen in WhatsApp beschäftigen müssen. Das teile ich hier.

Eines vorweg: Es gibt keine Möglichkeit, WhatsApp auch nur annähernd datenschutzfreundlich zu betreiben. Das geht nicht. Daher sind die Punkte hier mehr als leichte Schadensbegrenzung denn als Empfehlung zu verstehen.

Wenn Sie eine neue Telefonnummer bekommen, dann sollten Sie unbedingt das Konto löschen, zu dem die alte Nummer gehört. Wenn Sie die Nummer zu Ihrem Account ändern, bleibt der Account unter der alten Nummer noch 45 Tage aktiv. D.h., wenn jemand diese Nummer bekommt, könnte eher theoretisch Ihre Kontodaten und das Profilfoto sehen. Auch wenn die Telekomanbieter Nummern erst nach einer Frist wieder herausgeben, sollten Sie auf der sicheren Seite sein.

  • Gehen Sie in WhatsApp auf ‚Einstellungen-Account-Nummer ändern’.
  • Tippen Sie auf ‚Weiter’.
  • Geben Sie die alte und die neue Nummer ein
  • Tippen Sie auf ‚Weiter’
  • Ggf. können Sie Ihre Kontakte über die neue Nummer informieren. Lassen Sie die weg, …
  • Tippen Sie auf ‚Fertig’
  • Geben Sie die Pin ein.
  • Tippen Sie auf ‚Account löschen’ und bestätigen Sie dies
  • Verknüpfen Sie nun die neue Telefonnummer mit dem Account

Viele WhatsApp Nutzer erhalten schon mal Nachrichten, die sie nicht wollen, von Menschen (oder Robotern), die sie nicht kennen. WhatsApp bietet die Möglichkeit, diese zu blockieren. Das wirkt auch gegen Stalker oder den Ex-Partner.

  • Gehen Sie in die ‚Einstellungen-Account-Datenschutz-Blockiert’
  • Tippen Sie auf das Symbol in der rechten oberen Ecke und wählen den Kontakt aus, den Sie blockieren möchten oder tippen Sie auf ‚Kontakt hinzufügen’

Wenn Sie schon im Datenschutz sind, können Sie auch gleich ein bisschen Datenschutzhygiene betreiben. Jeder WhatsApp Nutzer, der Ihre Telefonnummer kennt, kann Ihre Profilinfos, Lesebestätigungen für Nachrichten, den Zeitpunkt Ihres letzten Besuchs und Ihren Online-Status sehen. Das sollten Sie unterbinden.

  • Gehen Sie auf ‚Zuletzt online’, ‚Profilbild’ und ‚Info’ und wählen aus ob Sie das für Ihre ‚Kontakte’ oder ‚Niemanden’ aus. Die ‚Lesebestätigung’ können Sie deaktivieren. Für Gruppenchats können Sie die Lesebestätigung nicht deaktivieren.

Lesebestätigungen arbeiten bidirektional. D.h. wenn Sie keine senden wollen, sehen Sie auch keine mehr von den anderen.

Eine schöne Option ist die Standardnachrichtendauer. Hier können Sie festlegen, wie lange eine Nachricht gültig ist. Nach Ablauf der angegebenen Zeit löscht WhatsApp die Kommentare. Neue Chats sind davon betroffen, nicht die alten.

Es gibt immer wieder Situationen, in denen Sie als Nutzer unaufmerksam sind. Sie sitzen am Terminal am Flughafen, haben die Webversion von WhatsApp offen und auf einmal wird Ihr Flug aufgerufen. Last Call. Ruckzuck rennen Sie zum Gate. Und vergessen sich auszuloggen. Der nächste Nutzer geht ans Terminal… Sie können es sich denken…

Um das zu überprüfen und zu beheben:

  • Gehen Sie in Einstellungen. Dort erscheint der Eintrag ‚Verknüpfte Geräte‘.
  • Sehen Sie den QR-Code-Scanner oder kein Gerät (je nach Handy und Version) ist die Liste leer. Wenn nicht, dann sehen Sie die Geräte.
  • Wählen Sie eines aus und gehen Sie auf ‚Abmelden‘.

Auch WhatsApp bietet eine 2-Faktor-Authentifizierung, dort heisst es ‚Verifizierung in zwei Schritten’.
Damit stellen Sie sicher, dass selbst bei einem SIM-Card-Swapping kein Zugriff auf Ihr WhatsApp Konto geschehen kann.

  • Gehen Sie in ‚Einstellungen-Account-Verifizierung in zwei Schritten’.
  • Tippen Sie auf ‚Aktivieren’.
  • Jetzt müssen Sie eine sechsstellige Pin eingeben, die WhatsApp erfragen soll, wenn jemand versucht, Ihre Telefonnummer zu bestätigen. Auch hier, wie bei jeder Pin, sollte sie nicht leicht zu erraten sein.
  • ‚Weiter’
  • Sie benötigen eine Emailadresse, um die Pin zurücksetzen zu können, falls Sie diese mal vergessen (und nicht im Passwortmanager abgelegt haben). Nehmen keine Ihrer primären Emailadressen.
  • ‚Weiter’
  • Nochmal Emailadresse
  • WhatsApp überprüft diese Email

Damit werden Sie in unregelmäßigen Rhythmen dazu aufgefordert, diese Pin einzugeben.

Sie können die Sicherheit auch erhöhen, in dem Sie biometrische Daten (Gesichtserkennung oder Fingerabdruck) verwenden. Das ist von Version zu Version und Gerät zu Gerät unterschiedlich.

  • ‚Einstellungen-Account-Datenschutz-Fingerabdruck-Sperre’
  • Folgen Sie den Anweisungen und wählen den Zeitraum aus, wann das geschehen soll, wenn der Bildschirm gesperrt wurde.
  • Im selben Fenster sollten Sie ‚Inhalt in Benachrichtigungen deaktivieren’ um im Benachrichtigungsfenster den Namen und den Inhalt der Nachricht nicht anzuzeigen. Denken Sie wiederum auf das Handy, das auf dem Tisch im Restaurant liegt während Sie auf die Toilette gehen.

Sie können auch entscheiden, ob Sie empfangene Bilder auf dem Handy abgelegt und in der Gallerie/Fotos angezeigt werden. Es wäre doch ärgerlich, wenn die Bilder von Ihrem Seitensprung aus Versehen von Ihrem Partner gesehen würden.

  • ‚Einstellungen-Chats-Sichern in Aufnahmen’ deaktivieren.
  • Wenn Sie Medien löschen wollen, gehen Sie auf ‚Einstellungen-Speicher und Daten-Speicher verwalten’.
  • Wählen Sie Ihren Chatpartner aus, dann die Medien und tippen dann rechts oben auf das Mülleimer-Symbol. Oder checken Sie ‚Alles auswählen’.
  • Bestätigen Sie das.

Treiben wir es noch etwas weiter.

WhatsApp kann Backups erstellen. Das geschieht in Google Drive. Während die Kommunikation verschlüsselt ist, ist das Backup von Hause aus nicht verschlüsselt und liegt in Klartextform auf den Google oder iCloud Servern. Standardmäßig ist die Funktion deaktiviert, aber überprüfen Sie das.

  • Auf Android: ‚Einstellungen-Chats-Chat Backup- Auf Google Drive Sichern-Niemals
  • Auf iPhone: ‘Einstellungen-Chats-Chat Backup‘. Bevor Sie oben auf Backup jetzt erstellen tippen, wählen Sie ganz unten ‚Ende-zu-Ende-verschlüsseltes Backup‘ aus.