Mit Android abtauchen I: Grundeinstellungen

Stock-Android, also das, was bei Google Pixel, Samsung, Xiaomi, Oppo, Redmi usw. dabei ist, ist aus meiner Sicht nicht sonderlich datenschutzfreundlich. Google wird sogar angeklagt, Datenschutzeinstellungen absichtlich versteckt zu haben. Trotzdem: Nutzer können es bis in tiefe Ebenen anpassen und auch „ent-Googlen“, ohne ein Custom-ROM (ein alternatives Betriebssystem, meist komplett ohne Google) zu installieren.

Aus diesem Grund finden Sie drei Teile, die ich nacheinander poste, wie Sie Android anpassen können, um das Datensammeln und Ihre Sicherheit ein bisschen zu erhöhen.

Teil 1: Grundgedanken und Grundeinstellungen

Teil 2: Alternative App Stores

Teil 3: Manuell beliebige Apps deinstallieren

Anfangsgedanken: Tauchkurs oder Schnorcheln?

Die Bandbreite von Nutzern, die Android-Handys verwenden, ist sehr groß. Den Einen ist es völlig egal, ob sie überwacht werden oder Daten abgeben. Sie haben ein teures Handy mit grandioser Kamera und einem wunderbaren Nutzererlebnis. Das wollen Sie nicht stören und dafür auch noch Zeit aufwenden. Das andere Extrem sind absolut datenschutzbewusste Menschen, die zwar ein Handy nutzen möchten, aber dabei privat bleiben wollen. Soweit das eben geht. Erstere und Letzte brauchen nicht weiterzulesen. Ersteren kann der Artikel egal sein, Letztere werden sich GrapheneOS oder LineageOS installieren, oder ein vorinstalliertes Gerät kaufen. Oder auf ganz andere Plattformen ausweichen.

Der Graubereich dazwischen ist lang und breit. Es gibt Menschen, die der Meinung sind, das aktuelle Handy ist super, aber ein bisschen Datenschutz und Privatsphäre wären hilfreich und schön. Sie nehmen die Sammelei in Kauf, weil Android einfach klasse ist, aber weniger wäre ihnen lieber. Andere würden gerne mehr Datenschutz, aber für deren Handy gibt es kein passendes alternatives Betriebssystem. GrapheneOS läuft nur auf Pixel Geräten von Google, LineageOS auf einiger Hardware, aber nicht auf allen und oftmals nicht auf der aktuellsten. Also ein iPhone kaufen? Einen Freund fragen, ob er GrapheneOS kennt und es einem installiert?

Wieder andere wollen die Standard-Apps, die mit dem Android Phone kommen, nicht missen, wie beispielsweise gute Kamera-Apps und Musikplayer, aber trotzdem etwas privater sein. Oder sie verwenden eine spezielle App, zum Beispiel zur Videoaufnahme oder den Schnitt von Filmen, dem Bearbeiten von Fotos oder oder oder. Die Bandbreite ist, wie gesagt, breit. Es gibt viele Gründe, beim aktuellen Handy mit aktuellem Betriebssystem zu bleiben. Aber ein bisschen weniger darf es bei der Datensammelei doch sein. Für diese Menschen sind die drei Artikel.

Es geht beim Datenschutz nicht um „ganz oder gar nicht“, „schwarz oder weiß“, „0 oder 1“. Es geht um Ihr subjektives Gefühl, wie viel Datenschutz und Privatsphäre Sie benötigen, um sich wohl zu fühlen. Und darum, welche Geräte, Tools, Apps Sie benutzen, damit Sie das Handy sinnvoll, freudig und mit Spaß einsetzen können.

Die Anbieter geben uns meist keine wirkliche Wahl. Der „Otto Normalverbraucher“ bekommt das „beste“ Erlebnis und gibt die meisten Daten ab. Wer weniger Daten abgeben will, ohne das Erlebnis einzuschränken, oder auch gerne in Kauf nimmt, auf das ein oder andere zu verzichten, muss sich selber darum kümmern. Natürlich wissen die Hersteller, dass das die wenigsten tun. Das ist teilweise das Geschäftsmodell. Schade.

Google und andere könnten bei Android beim ersten Starten des Handys einen Fragenkatalog mit Ihnen durchlaufen, bei dem es fragt, was Sie wollen. Ein bisschen tun sie das, aber nicht in der Tiefe, wie es möglich wäre. Und immer mit der Intention, Sie dazu zu bringen, alles zu erlauben. Also ist erstmal fast alles aktiviert. Das hat leider wenig mit der Opt-in Methode zu tun, die die EU u.a. bei Cookies fordert. Sie müssen explizit zustimmen, getrackt zu werden. Beim Handy müsen Sie explizit sagen, dass Sie das nicht wollen. Und selbst dann müssen Sie noch Hand anlegen. Komische Welt.

Die ausgelieferten Systeme, mit Android als Kern, sind sehr modular und erlauben es Benutzern, sehr massiv in das System einzugreifen, ohne ein neues Betriebssystem zu installieren. Im Prinzip können Sie ohne größere Schwierigkeiten jedes Stock-Android Handy von allen Google-Diensten befreien, ohne ein komplett neues System zu installieren. Und nicht nur das: Sie können alles testen, ohne sich oder Ihr Arbeitshandy zu gefährden oder Gefahr zu laufen, Daten zu verlieren oder komplett neu installieren zu müssen. Darauf gehe ich in Teil 3 ein.

Android ist aus Linux entstanden und daher sind große Teile Open Source. D.h. jeder kann sich den Code ansehen, ihn für sein Handy anpassen und sogar ein neues Betriebssystem für Handys damit erstellen. Siehe LineageOS oder GrapheneOS. Trotz alledem lässt sich aber auch ein „normales“ Android so konfigurieren, dass es etwas weniger geschwätzig ist.

Das Problem bei einem Artikel über Android: Die Hersteller wie Samsung oder Huawei verwenden nicht das nackte Google Android sondern modifizieren es. Wer das reine Erlebnis am ehesten genießen will, sollte sich ein Google Pixel kaufen. Ansonsten: Manche Einstellungen heißen in den unterschiedlichen Handys etwas anders oder sie sind an anderer Stelle zu finden. Ich verwende für diese Serie ein Stock Android für ein Pixel Handy. Die Begriffe und Einstellungen sollten in den meisten Fällen bei anderen Versionen an derselben oder sehr ähnlicher Stelle zu finden sein. Wenn nicht, meistens stimmt der Begriff und Sie können in den Einstellungen einfach suchen.

Mit Android schnorcheln – Grundeinstellungen – Badehose an, in den Schatten legen

Grundsätzlich gilt für alle Handys: Nutzen Sie die Dienste wie Bluetooth, WLAN, GPS, Nearby Share usw. nur, wenn Sie sie benötigen. Das reduziert die Daten, die an Google alle paar Minuten gesendet werden, massiv. Das Trinity College 🇬🇧(PDF) hat im Zuge der Datenschutzüberprüfung der europäischen Corona-Warn-Apps beschrieben,

… that in the US alone Apple collects around 5.8GB of handset data every 12 hours while Google collects around 1.3TB of handset data. When the handset is idle the average time between iOS connections to Apple is 264 seconds, while Google Android connects to Google on average every 255 seconds i.e. both operating systems connect to their back-end servers on average every 4.5 minutes even when the handset is not being used.

School of Computer Science & Statistics, Trinity College Dublin, Ireland

1,3 TB Daten alle 12 Stunden nur in den USA. Und beide Systeme, Apple und Android, verbinden sich alle 4,5 Minuten mit zu Hause. Also selbst wenn Sie das Handy in den Schrank legen und es nicht benutzen, sendet es permanent Daten nach Hause. Zeit, etwas dagegen zu tun. Soweit das möglich ist.

Wenn Sie ein Google Konto haben, dann sammelt Google alles über Sie und fügt diese Daten zur Profilerstellung zusammen, um das Profil zu verkaufen. Suchbegriffe und geplante, aber nicht abgesendete Suchbegriffe (jeder Tastendruck wird in der Suche an Google gesendet, nicht nur wenn Sie „Enter“ tippen), Web- & App-Aktivitäten, Standortverlauf, YouTube-Verlauf und vieles mehr. In Ihrem Google Konto im Web als auch in Android können Sie das anpassen und gesammelte Daten auch löschen.

  • Gehen Sie beispielsweise in ‚Einstellungen-Google-Daten&Personalisierung‘ und deaktivieren Sie diese und leeren Sie den Verlauf.

Dass Google alle Daten auf allen Backups auf allen Servern löscht, fällt mir schwer zu glauben aber ich habe keine gegenteiligen Beweise. Paranoia oder Vertrauen. Das müssen Sie wissen.

Hier können Sie auch überprüfen, ob Ihr Konto noch sicher ist. Google bietet dazu einen Sicherheitscheck an. Ja, Google bietet auch sehr viele gute Dienste.

Wenn Sie schon in ‚Einstellunge-Google‘ sind, dann überprüfen Sie u.a. unter ‚Dienste auf diesem Gerät‘:

  • Anzeigen: Personalisierte Werbung deaktivieren. Hier können Sie auch die Werbe-ID zurücksetzen, was bedeutet, Sie erhalten eine neue. Stellen Sie sich einen Alarm in Ihrer Aufgaben App, jede Woche oder jeden Monat diese ID zurückzusetzen. Damit bekommen Sie eine neue ID. Ab jetzt läuft der Datensammelzähler wieder bei 0 los. Ganz löschen lässt sich die ID nicht. So wird es für die Sammler ein bisschen schwieriger. Werbung erhalten Sie aber trotzdem.
  • Einstellungen für Google Apps: Überprüfen Sie die Einträge.
  • Nearby Share: Das ist vergleichbar mit AirDrop und erlaubt es, einfach und schnell Daten auszutauschen. Das sollten Sie nur aktivieren, wenn Sie es benötigen. Die Gerätesichtbarkeit sollte auf ‚Nicht sichtbar‘ stehen und nur angepasst werden, wenn Sie es wollen.
  • Streamingoptionen: Das ist nur relevant, wenn Sie damit Ihren Fernseher oder ein anderes Abspielgerät über Chromecast steuern wollen. Wenn Sie das nicht benötigen, können Sie es ausschalten.
  • Mein Gerät finden: Wenn Sie kein Google-Konto haben, ist diese Option nutzlos. Wenn Sie eines haben und öfter mal Ihr Handy verlieren oder es geklaut wird, können Sie das aktivieren. Aus Datenschutzsicht ist es zu deaktivieren.
  • Nutzung von geteilten Daten personalisieren: Das letzte Wort sagt es schon: Personalisieren. Das heißt, es werden persönliche Daten erhoben. Das schalte ich aus.
  • Sicherung: ‚Auf Google Drive sichern‘ deaktiviere ich. Aber wenn Sie dies auch tun, benötigen Sie einen anderen Plan, Ihre Daten zu sichern. Vielleicht mit einem Kabel am Rechner?

Am wichtigsten ist zu überprüfen, ob Ihr Handy verschlüsselt ist. Das sollte so sein, aber überprüfen Sie das bitte.

  • Gehen Sie dazu in die ‚Einstellungen-Sicherheit-Displaysperre‘.
  • Sie werden nach Ihrer Pin gefragt. Geben Sie diese ein, wenn Sie eine haben (sollten Sie).
  • Jetzt können Sie wählen. Verwenden Sie ein Passwort oder mindestens sechs Ziffern für eine gute Pin.
  • Gehen Sie eine Ebene zurück. Weiter unten finden Sie ‚Verschlüsselung und Anmeldedaten‘. Der erste Eintrag heißt: ‚Smartphone verschlüsseln‘. Dort sollte ‚verschlüsselt‘ stehen.

Weiterhin können Sie bei Samsung-Geräten einstellen, wenn Sie einen verschlüsselten (sicheren) Ordner haben wollen. Das müssen Sie aktivieren. Eine Anleitung für Samsung finden Sie hier.

Apps

Wenn Sie Apps verstecken wollen (es gibt Menschen, die wollen nicht, dass man die Tinder oder Grindr App auf dem Handy sofort sieht), verhindern Sie, dass neugierige Mitmenschen über Ihre Schulter hinweg sehen können, welche Apps Sie auf Ihrem Gerät installiert haben. Nicht alle Android Handys bietet das an (das Pixel beispielsweise nicht). Es gibt in diesem Fall Apps, die das für Sie bewerkstelligen. Bei Samsung-Smartphones führen Sie folgende Schritte aus:

  1. Öffnen Sie die ‚Einstellungen‘ und wählen Sie ‚Anzeige‘.
  2. Wählen Sie ‚Startbildschirm-Apps ausblenden‘.
  3. Hier können Sie nun die Apps auswählen, die ausgeblendet werden sollen. Symbole für diese Apps werden außerhalb der Einstellungen nicht mehr angezeigt.

Wenn Sie Apps installieren, werden Sie nach Berechtigungen gefragt. Kamera, Mikrofon, Standort, Kontakte, einfach alles. Meist auch unnötig.

  • Schauen Sie sich dazu unter ‚Einstellungen-Apps‘ die Apps und deren Berechtigungen an.
  • Wenn Sie eine App antippen, sehen Sie ‚Berechtigungen‘. Tippen Sie darauf.
  • Zugriffe auf die Kamera, Dateien und Medien, Mikrofon uvm. finden Sie hier. Denken Sie ernsthaft darüber nach, ob diese alle Berechtigungen benötigen.
  • Deaktivieren Sie eine und lesen Sie sich den Text durch. Es wird immer und überall gewarnt, dass dann die App oder das ganze Handy nicht mehr korrekt funktionieren könnten. Das kann in einigen wenigen Fällen sein, aber in den meisten ist das einfach nur Panikmache.
  • Schauen Sie sich dabei die beispielsweise die Zugriffsrechte der Google Play Dienste an.
  • Gehen Sie auf ‚Körperlicher Aktivität‘. Die Berechtigung können Sie nicht entziehen. Das bedeutet, mein Handy kann bestimmte Dienste nur erledigen, wenn es meine körperliche Aktivität aufzeichnet. Das verstehe ich, wenn ich entsprechende Apps verwende und Fitness-Tracker. Aber als Grundeinstellung???

Und Sie sehen auch: Wenn es für das System wirklich kritisch ist, können Sie die Berechtigungen gar nicht entziehen. Daher ist die o.g. Meldung wirklich nur Panikmache.

  • Den umgekehrten Weg können Sie gehen, wenn Sie auf ‚Einstellungen-Datenschutz‘ gehen. Eben hatten Sie die Sicht von den Apps aus, hier haben Sie die Dienste und können sehen, welche App darauf zugreift.
  • Schauen Sie sich spasseshalber an, welche Apps den Zugriff auf ‚Geräte in der Nähe‘ haben. Bei YouTube kann das Sinn machen, wenn Sie etwas auf den Fernseher streamen wollen, aber bei vielen anderen ist das nicht nützlich, scannt aber Ihr Heimnetzwerk nach Diensten und Server ab.
  • Wichtig unter ‚Einstellungen-Apps‘ ist der letzte Eintrag: ‚Spezieller App-Zugriff‘. Irgendwo am Ende finden Sie: ‚Zugriff auf Nutzungsdaten‘. Schauen Sie sich an, welche Apps diese spezielle Berechtigung haben und ob die das wirklich benötigen. Seien Sie sehr restriktiv.

Datenschutz

Das Privatsphäredashboard (damit gewinnen Sie jedes Hangman-Spiel) zeigt Ihnen Zugriffe der letzten 24 Stunden auf die verschiedenen Sensoren und Dienste an. Sie können sehen, wann welche App den Standort, das Mikrofon oder andere Dienste genutzt hat.

  • ‚Einstellungen-Datenschutz-Privatsphäredashboard‘

Gehen Sie eine Ebene zurück, dann finden Sie den ‚Berechtigungsmanager‘, den wir eben schon kennengelernt haben.

Im Bereich ‚Datenschutz‘ sollten Sie verweilen.

  • Sie können den Kamera- und Mikrofonzugriff sperren. Wenn dann ein Anruf kommt, poppt ein Fenster auf und Sie müssen erst den Mikrofonzugriff gewähren. Ist umständlich, sicher, aber es schützt Sie vor unberechtigtem Abhören oder Filmen, nicht nur beim Telefonieren. Das gab es alles schon.
  • Benachrichtigungen auf Sperrbildschirm: Ich empfehle die Einstellung ‚Sensible Inhalte nur im entsperrten Zustand anzeigen‘. Manchmal liegt das Handy auf dem Tisch und auf einmal kommt eine Nachricht, die man mit anderen nicht teilen will. Sie können nicht wissen, was Ihr Queerdenkerfreund oder Ihr Liebhaber senden wollen. Lesen Sie dazu auch weiter unten mehr zu Benachrichtigungen.
  • Android System Intelligence: Ist eine KI, die Ihr Nutzerverhalten auswertet und darauf basierend Vorschläge unterbreitet. Ich mag das nicht. Ausschalten können Sie es nicht, nur die Daten löschen. Dann ist das System wieder „dumm“. Warum kann ich das nicht deaktivieren?
  • Verwenden von App Daten personalisieren: Da ich diese Option schlimm finde, hier eine Aussage von Google:

Apps auf Ihrem Gerät können Daten mit einem Personalisierungsindex teilen, der auf dem Gerät gespeichert ist. Google-Apps wie die Google Suche und Assistant haben die Möglichkeit, anhand dieses Index Empfehlungen und Vorschläge für Sie zu verbessern. Sie können entscheiden, welche App-Daten im Index verwendet werden sollen, um Google-Apps zu personalisieren.

Selbst wenn Sie Google-Apps den Zugriff auf die Daten in diesem Index nicht erlauben und die Einstellung „Web- & App-Aktivitäten“ für Ihr Google-Konto aktiviert haben, kann Google einige Daten zu App-Aktivitäten in Ihrem Konto speichern und damit Funktionen für Sie personalisieren.

https://support.google.com/android/answer/11201475?hl=de

Ganz ruhig Brauner. Sie müssen also an mehreren Stellen deaktivieren, ansonsten werden trotzdem Daten erhoben. Unfassbar, für mich.

  • Zugriff auf Zwischenablage anzeigen: Das würde ich aktivieren. Dann sehen Sie, wenn eine App auf Ihre Zwischenablage zugreift. Es gab bei iOS 14 Berichte, dass Apps wie eBay und Instagram einfach immer darauf zugegriffen haben. Nur warum eBay das benötigte (und andere) hat nie jemand erklärt.

Die Optionen ‚Automatisches Ausfüllen‘, ‚Google Standortverlauf‘ und ‚Aktivitätseinstellungen‘ sind nur relevant, wenn Sie ein Google Konto haben. ‚Anzeigen‘ hatten wir schon.

  • Nutzung & Diagnose: Wenn Sie Datenschutz wollen, ist diese Option zu deaktivieren.

Benachrichtigungen

Viele Menschen übersehen, was diese Benachrichtigungen anstellen können. Jemand klaut Ihr Handy. Sie haben allen Apps erlaubt, Benachrichtigungen auch im Lock-Screen (also dort, wo Sie die Pin zum Entsperren eingeben) mit Inhalt anzuzeigen. SMS, WhatsApp, Mail, Tinder, Grindr, Zyklus-Apps usw. Da erscheint oft viel Privates. Seien Sie hier selektiv. Denken Sie immer daran, dass Sie auch manchmal das Handy auf einem Tisch liegen haben und der Nachbar vieles sehen kann.

Um die Einstellungen zu überprüfen und ggf. zu ändern:

  • Gehen Sie in ‚Einstellungen-Benachrichtigungen‘. Überprüfen Sie die Einstellungen.
  • Schauen Sie vor allem, ob ‚Vertrauliche Benachrichtigungen‘ aktiviert ist. Deaktivieren Sie es. (s.o.)
  • Alternativ können Sie über ‚Einstellungen-Apps‘ gezielt die Apps ansehen und welche Einstellungen diese aktuell verwenden.

2G, 2G+, 3G, 5G

Sorry, ich konnte bei der Überschrift nicht anders.

2G ist das alte Netz. Das benötigt niemand mehr. Außerdem ist es mittlerweile unsicher. Daher sollten Sie das abschalten.

  • Unter ‚Einstellungen-SIM-Karten-2G zulassen‘ sollten Sie das deaktivieren.

Standortdaten

An diesen Daten sind wirklich alle interessiert. Firmen, Regierungen usw. Fragen Sie sich warum? Nun, offensichtlich sind diese wichtig. Ich frage mich nicht warum. Ich frage mich: Wenn diese Daten nicht so wichtig wären, würden die Firmen und Regierungen nicht so viel investieren, richtig viel, um an diese Daten zu gelangen. Nicht nur via GPS (Lokationsdaten, Standortdaten), sondern auch via Bluetooth und WLAN.

Wenn Apps Ihren Standort kennen wollen, überlegen Sie sich

  1. ob die App das wirklich benötigt
  2. ob die App den genauen Standort benötigt oder es reicht, eine Region zu verwenden. Das Wetter ist drei Straßen weiter meist auch nicht anders.

Außerdem sollten Sie bei den Apps entscheiden, ob diese Ihren Standort permanent abfragen dürfen und somit ein perfektes Bewegungsprofil erstellen können oder ob der Zugriff nur bei der Benutzung der App erlaubt werden soll.

  • Gehen Sie in ‚Einstellungen-Standort‘. Wenn Sie den Schalter auf aktiv stellen, sehen Sie mehr.
  • Sie sehen den letzten Zugriff auf Standortdaten und welchen Apps Sie Zugriff gewährt haben.
  • Schauen Sie auch unter Standortdienste. WLAN und Bluetooth sollten Sie deaktivieren.

Installieren unbekannter Apps

Gerade wenn Sie im Internet surfen, kann es sein, dass Sie dazu aufgefordert werden, eine App zu installieren. Das sollten Sie nur von wirklich vertrauenswürdigen Quellen erlauben. Also dem Google-Play-Store oder dem f-droid Store.

  • Um das zu überprüfen, gehen Sie in die ‚Einstellungen-Apps-Spezieller App Zugriff-Installieren unbekannter Apps‘. Schauen Sie, welche Apps diese Rechte haben und ob diese sie wirklich benötigen. Das wird in Teil 2 wichtig.

DNS

Über DNS habe ich mich schon ausführlich geäußert. Ein guter DNS verhindert nicht nur, dass Ihr Internet-Anbieter jede Verbindung mitprotokolliert, sondern er schützt Sie auch vor Schadsoftware. Nochmal, um es bewusst zu machen: Wenn Sie nichts tun, kennt Ihr Internetanbieter (Vodafone, O2, Telekom, 1&1) jede DNS Abfrage aus der sich ableiten lässt, minutiös, welche Webseiten Sie wann besucht haben, welchen Mailserver Sie verwenden, ob Sie WhatsApp oder Signal einsetzen usw. usf. Selbst wenn der Inhalt der Seiten, Chats oder Mails nicht sichtbar ist: Die Metadaten sind Gold wert. Zur Erinnerung:

Wir bringen Menschen anhand von Metadaten um.“ 

Michael Haydn, ehemaliger Chef der amerikanischen Sicherheitsdienste

Es geht also nicht darum, was Sie besprechen, sondern wann mit wem. Sie sollten keine falschen Freunde haben.

Android bietet dazu die Möglichkeit, einen verschlüsselten DNS Dienst zu verwenden.

  • Gehen Sie in die ‚Einstellungen-Netzwerk & Internet‘ und fast am Ende finden Sie ‚Privates DNS‘.

Sie haben die Wahl das auszuschalten (dann wird ein Standard Server verwendet), Automatisch oder Sie tragen einen eigenen ein. Es ist interessant zu sehen, dass es zu den beiden erstgenannten fast keine Information im Internet gibt.

Wichtig ist, einen eigenen zu definieren. Ansonsten werden die von Google oder von Ihrem Internet-Anbieter verwendet, ggf. unverschlüsselt. Warum sollten Sie darauf verzichten, wenn es so einfach anders geht.

Als zwei Beispiele geben Sie als ‚Hostname des privaten DNS-Anbieters‘ für

  • Digitale Gesellschaft in der Schweiz: dns.digitale-gesellschaft.ch
  • Quad9: dns.quad9.net

ein.

Wenn Sie nicht nur die DNS Abfragen verschlüsseln wollen, sondern auch noch Schadsoftware und Trackingfilter blockieren wollen (ist natürlich nicht 100% sicher, aber hilft auf jeden Fall), können Sie entweder AdGuard (dns.adguard.com) oder Mullvad (der bekannte VPN Anbieter, adblock.doh.mullvad.net) verwenden.

Google Chrome

Google bringt regelmässige Updates für den Browser heraus. Daher kann es sein, dass die ein oder andere Einstellung beim Schreiben schon wieder veraltet ist.

Das wichtigste Tool für die meisten Nutzer ist der Browser. Bei Android ist oftmals Google Chrome oder eine leicht abgewandelte Version davon vorinstalliert. Hier können Sie ebenfalls etwas für Ihren Datenschutz unternehmen.

Um zu verhindern, dass Webseiten Sie verfolgen, auch übergreifend, sollten Sie das verhindern.

  • Gehen Sie auf Einstellungen-Datenschutz und Sicherheit-Do-Not-Track. Lassen Sie es auf aus.

Diese Option bedeutet, das Chrome der Webseite einen Hinweis schickt, dass Sie nicht getrackt werden wollen. Ob die Webseiten das respektieren, ist deren Sache. Leider haben die meisten es nicht (inklusive Google), daher hat Apple das aus Safari ausgebaut und das World Wide Web Consortium (W3C) hat die Arbeitsgruppe zur Weiterentwicklung der „Do Not Track“-Spezifikation (DNT) geschlossen. Diese Einstellung kann sogar als zusätzlicher Parameter für Fingerprinting verwendet werden. Daher schalten Sie es aus.

Jetzt denken Sie vielleicht: Google hat das verwenden von Drittanbieter-Cookies ja sowieso gestoppt. Sagten Sie, wollten Sie. Haben Sie aber bis 2023 verschoben.

  • Wenn Sie sich vor Phishing, Malware und anderen Gefährdungen schützen wollen, gehen Sie auf ‚Einstellungen-Datenschutz und Sicherheit- Safe Browsing (Sicheres Surfen)‘.

Hinweis: Damit senden Sie Goolge jede Webseite, die Sie ansurfen. Google überprüft dann, ob diese Seite gefährliche Inhalte enthält und warnt Sie. Aus Datenschutzsicht ist das abzustellen, aus Sicherheitssicht ein guter Service. Hier müssen Sie abwägen, was Ihnen wichtiger ist.

  • ‚Seiten vorab laden…‚‘: Die Netze sind heute schnell genug, daher können Sie das ausschalten. Es erhöht nur den Verkehr, sendet mehr Daten und hat daher nur sehr bedingt einen Mehrwert.
  • ‚Sicheres DNS verwenden‘: Wenn Sie in den Grundeinstellungen einen eingetragen haben, wird dieser bei der Einstellung ‚Aktuellen Anbieter verwenden‘ genutzt
  • ‚Privacy Sandbox‚‘: Was gut klingt ist nicht gut gemeint. Google will sich, wie eben beschrieben, 2023 aus den Drittanbieter Cookies zurückziehen. Sie benötigen eine Alternative. Bisher war das FLoC (Federated Learning of Cohorts). Das sollte datenschutzfreundliches Tracking erlauben. Mittlerweile hat Google das Thema eingestellt. Wenn Sie diese Option hier aktivieren, kann es sein, dass Sie Teil des Tests waren und zukünftiger Versuche sind. Sie geben also Daten ab. Daher sollten Sie das ausschalten.

Gehen Sie eine Ebene zurück auf die Einstellungen im Chrome Browser.

Der erste Eintrag erlaubt Ihnen, die Suchmaschine zu ändern. Probieren Sie DuckDuckGo oder Ecosia einfach mal aus. Wenn Sie nicht zufrieden sind, gehen Sie wieder auf Google.

Passwörter zu speichern und sich automatisch anmelden zu können ist sehr komfortabel. Ich habe damit aber ein Problem. Überlegen Sie, ob Sie das überall wollen. Ich sehe hier kein wirkliches Datenschutzrisiko, dass Google diese Daten abgreift. Wenn aber jemand eine Sicherheitslücke in Chrome findet, … Daher speichere ich die Passwörter lieber in einem Passwortmanager. Selbes gilt für ich für Zahlungsmethoden.

  • Auch der Browser bietet einen Sicherheitscheck an. Damit senden Sie Google Daten. Auf der anderen Seite hilft es Ihnen, die Sicherheit (und bedingt den Datenschutz) zu erhöhen.
  • Die Startseite sollen Sie deaktivieren oder eine andere als die Standardeinstellung verwenden. Ansonsten wird bei jedem Start der App eine Verbindung zu Google aufgebaut.

Automatisch Online-Formulare auszufüllen ist bequem. Aber manchmal macht man einen Fehler und die Daten landen nicht da, wo Sie sollen. Wenn Sie das verhindern wollen:

  • Gehen Sie auf ‚Einstellungen-Autocomplete und Zahlungen-Autocomplete Forms‘ und deaktivieren das.

Wenn Sie surfen, kann es sein, dass Webseiten Zugriff auf die Kamera oder Mikrofon anfragen. Vielleicht haben Sie aus gutem Grund oder aus Versehen dem zugestimmt. Um das zu überprüfen und ggf. Rückgängig zu machen:

  • Gehen Sie auf ‚Einstellungen-Website-Einstellungen‘ und überprüfen das.

Wenn Sie suchen, versucht Google Ihre Frage vorwegzunehmen und Ihnen Begriffe vorzuschlagen. Damit geben Sie eine Menge Daten ab und senden jeden einzelnen Buchstaben an Google. Überlegen Sie, ob Sie das unter

  • ‚Einstellungen-Datenschutz und Sicherheit‘ ganz unten Google-Dienste zulassen wollen. Hier können Sie Google etwas zähmen. All diese Dienste mögen nett sein, aber Google kann diese nur ausführen, wenn es die ganzen Daten von Ihnen bekommt. Überlegen Sie sich, ob es das Wert ist. Wenn Sie radikal sein wollen, deaktivieren Sie alles. Sie könenn sukzessive Dienste aktivieren, wenn Ihnen etwas fehlt.

Mit diesen Einstellungen sollten Sie Ihre Datenweitergabe eingeschränkt haben. Google verdient sein Geld mit Werbung und nicht zu knapp.Daher ist alles was Sie hier tun hilfreich, aber ein Tropfen auf den heißen Stein. Trotzdem besser als gar nichts und vielleicht für den ein oder anderen ein guter Kompromiss.

Aber es geht noch mehr, wie die nächsten beiden Teile zeigen werden.