Wer trackt was von wem wie warum und wo? Teil 1

Die Antwort auf diese Frage ist einfach: Alles, jeder, immer, überall!

They want your car, your medical conditions, and the shows you stream;  your location as well as all the streets and buildings in your path and all the behavior of all the people in your city. They want your voice and what you eat and what you buy; your children’s play time and their schooling; your brain waves and your bloodstream. Nothing is exempt.
– Shoshana Zuboff- “The Age of Surveillance Capitalism.”

Doch damit Sie eine bessere Vorstellung von diesen Begriffen bekommen, möchte ich Ihnen kurz ein paar Fälle aus der Vergangenheit nennen:

Diese Liste könnte noch länger gehen, es gibt noch mehr. Alles Einzelfälle? Ich finde es immer wieder amüsant zu lesen, dass Facebook sich mal wieder entschuldigt, das dummerweise Daten durchgesickert sind. Und die Medien das lang und breit diskutieren, wie Marc Zuckerberg mit Krokodilstränen… Lassen wir das. 

Und wem das nicht reicht, noch ein kleines Schmankerl, dass nicht mit direkter, geheimer Datensammelei zu tun hat, sondern ganz einfach mit unbedarften Benutzern durchgeführt wird:

Facebook apologises for psychological experiments on users!

Geht es wirklich nur um Werbung? Oder um Manipulation? Psychologische Manipulation?

Also halten wir fest, das geschieht alles ohne das Wissen des Nutzers:
Fernseher, Alexa, Google Home, Siri, Webseiten und Applikationen hören was Sie sagen, filmen Sie beim Benutzen des Handys, senden sensitive medizinische Daten an Firmen, erstellen Profile die so genau sind, dass das Unternehme Sie besser kennt als Ihre Familie und Sie sich selbst. Und das alles mit Ihrer Zustimmung.

Halt! Habe ich oben nicht geschrieben, dass das alles ohne das Wissen des Nutzers geschieht?

Denken Sie nochmal darüber nach?

Ja, die Apps und Webseiten sagen nicht: Jetzt schalte ich das Mikrofon ein und höre Dich ab. Alexa reagiert nicht auf ein Wort, sondern auf über 70 Wörter. Das sagen Ihnen Alexa und Amazon nicht. Auch Instagram und Facebook haben nicht gesagt, dass Sie sie gerade filmen.

Es ist also zweifach: Auf der einen Seite willigen Sie in die AGBs, die Sie genau gelesen und verstanden haben ein, und erlauben den Firmen damit Sie sehr umfänglich zu tracken. Auf der anderen Seite reicht den Firmen das alles noch nicht und sie sammeln ausserhalb dieser Erlaubnis noch Daten, natürlich nur, weil es Programmierfehler waren. Und was passiert dann? Nichts. Werden die Firmen bestraft? Selten bis gar nicht. Grindr in Norwegen, vielleicht. Aber Facebook oder andere, die grossen? Nein. Werden Sie empfindlich bestraft? Nie. Können Sie Ihr Recht wahrnehmen gegen diese Unternehmen? Nein, theoretisch schon, praktisch nein. Ich habe seit neun Monaten.. Ich wiederhole mich. Müssen die Firmen die illegal gesammelten Daten löschen? Nein. Können Sie das verifizieren? Nein. Die grossen Techkonzerne stehen mittlerweile über dem Gesetz.

There is no power on this earth that is capable of holding Facebook to account. No legislature, no law enforcement agency, no regulator. Congress has failed. The EU has failed. When the Federal Trade Commission fined it a record $5bn for its role in the Cambridge Analytica scandal, its stock price actually went up.

Carol Cadwalladr: https://www.theguardian.com/technology/2020/jul/05/facebook-is-out-of-control-if-it-were-a-country-it-would-be-north-korea

Das alles ist seit Jahren bekannt. Der Gründungspräsident von Facebook, Sean Parker hat das in einem Interview erklärt. Auch in einem Film auf Netflix, The Social Dilemma, können Sie viel darüber lernen.

Es gibt nicht einen Tag, an dem nicht irgendetwas in der Zeitung steht oder im Fernsehen gezeigt wird. Nicht immer verbrauchergerecht und nicht immer 100% korrekt, aber immerhin. Wir könnten es also wissen. Nicht genau was, welche Schweinerei da gerade wieder läuft. Zum Beispiel, dass Apps, darunter auch Apps deutscher Firmen wie ntv, Daten aus der Zwischenablage gelesen haben, bis das heraus kam. Haben Sie beispielsweise dort etwas reinkopiert wurde es an ntv geschickt, wenn Sie die App starteten oder weiterverwendeten. Wer einen Passwort Manager verwendet und hin und wieder Passwörter via Clipboard in eine Webseite eingibt und zwischendurch nochmal kurz was in einer anderen App überprüfen will sendete sein Passwort an die App. Schöne neue Welt. Und ganz offensichtlich legal. Sonst hätte man die Firmen bestraften müssen. Darüber habe ich nichts gelesen.

Privacyinternational hat eine grosse Auswahl an Apps auf Ihre Datenschutzfreundlichkeit getestet. 61% der Apps senden Daten an Facebook in dem Moment, wenn die App gestartet wird, auch wenn Sie gar keinen Account bei Facebook haben.

We found that at least 61 percent of apps we tested automatically transfer data to Facebook the moment a user opens the app. This happens whether people have a Facebook account or not, or whether they are logged into Facebook or not.

Privacyinternational

Wenn Sie auf eine Webseite gehen, z. B. https://www.spiegel.de/, dann hat Digital Courage (aus einer Präsentation entnommen) herausgefunden:

  • ca. 380 Anfragen, 
  • davon ca. 10 an deutsche Server des Spiegel; 
  • insgesamt Anfragen an 65 externe Domains …
  • www.spiegel.de, cdn.prod.www.spiegel.de, sams.spiegel.de, spiegel-de.spiegel.de, sats.spiegel.de 
  • 8–15 MB; 58 Cookies, 28 von Drittanbietern 
  • Ladezeit ca. 15-30 Sek. + Nachladen ohne Interaktion und Scrollen 

Um das klar zu sagen: Wenn Sie mit dem Mobiltelefon unterwegs sind, bezahlen Sie mit Ihrem Datenvolumen dafür. Sie bezahlen die Überwachung.