Die VerAppung der Gesellschaft

Science Fiction, oder „Wie die Deutsche Regierung Steigbügelhalter für zwei amerikanische Firmen spielt“

Zukünftige Kommunikation an Sie

„Sehr geehrte Kunden,

um weiterhin unseren guten digitalen Bank Service zu verwenden, haben wir unsere App erweitert. Im Gegenzug stellen wir das Online Banking im Browser ein, da wir die Sicherheit und das perfekte Benutzererlebnis in einem Browser nicht gewährleisten können. Laden Sie dazu die App aus dem Apple App Store oder dem Google Play Store. Wenn Sie in der App den In-App kauf für monatlich 5€ aktivieren, dann schalten wir Werbung ab und verkaufen Ihre Daten nicht wetiter.“

„Um einen neuen Führerschein zu beantragen, verwenden Sie bitte unsere App aus dem AppStore oder dem PlayStore.“

„Bitte kaufen Sie Ihr Zugticket über unsere neue und moderne App, den Bahn Navigator. Ab heute können Sie keine Tickets mehr über das browserbasiertes Bestellportal kaufen. Bitte nutzen Sie dieselben Anmeldedaten wie im Browser.“

„Um einen Termin für Ihre neue Brille zu erhalten, nutzen Sie unsere Apps aus dem bekannten App Stores, registrieren sich auf unserem Brillenportal und suchen den Standort, Tag und Uhrzeit aus.“

„Sie sind uns als Kunde wichtig, und wir möchten sicherstellen, dass das Boarding am Flughafen so schnell  und so reibungsfrei wie möglich vonstatten geht. Daher möchten wir Sie bitten, vor Antritt des Fluges unsere EasyFlight App zu laden und mit deren Hilfe Ihre Iris und drei Finger zu scannen. Dann geben Sie den QR Code in die App ein. Damit ist sichergestellt, dass Sie beim Boarding keine Zeit verlieren. Zur Sicherstellung eines reibungslosen Ablaufs arbeiten wir mit Partnern zusammen, denen wir zur Erbringung der Leistung bestimmte Daten zukommen lassen müssen. Bitte stimmen Sie dem zu.“

„Um Ihre Sicherheit während des Flugs zu erhöhen und den Flug so angenehm wie möglich zu machen, haben wir in jedem Sitz mehrere Kameras eingebaut. Signalisieren einfach, wenn Sie etwas zu trinken möchten oder Probleme mit dem Flugentertainment-System haben. Einer unserer Angestellten wird dann sofort zur Stelle sein.“

„Um keine Schlangen an den Kassen zu erzeugen, haben wir bei Edelidl entschieden, die Kassen zu schliessen und mit unserer neuesten App, mit modernsten Datenschutzstandards und DSGVO konform, die Möglichkeit zu bieten, die im Einkaufskorb gescannten Artikel damit zu bezahlen. Bitte laden Sie dazu die entsprechende App herunter und melden sich mit Ihrem bekannten Konto an. Sollten Sie keines haben, können Sie schnell und einfach eines anlegen.“

„Bitte laden Sie unsere Bewerber-App aus dem App Store. Damit stellen wir für alle Bewerber sicher, dass wir virtuelle Interviews verschlüsselt und geschützt durchführen können. Nutzen Sie zum Anmelden die JobID der Stelle und Ihre Postleitzahl.“

„Damit wir unsere Toiletten immer sauber halten können, müssen Sie die CleanWC App auf Ihr Handy laden, verfügbar für alle Android und iOS Geräte. Mit dieser App kommen Sie in das öffentliche Klo und können Sie auch das notwendige Toilettenpapier in der öffentlichen Toilette erhalten. Dazu müssen Sie sich vor der ersten Nutzung registrieren.“

„Um die Sicherheit im Stadion garantieren zu können und Kriminelle, die illegal Bengalos zünden oder Schlägereien anfangen, müssen Sie vor Betreten des Stadions unsere Stadion App installieren. Geben Sie dann bitte Ihren Standort frei und aktivieren Sie Bluetooth und WLAN. Wenn Sie etwas Verdächtiges wahrnehmen, können Sie mit einem Touch eine Meldung an uns senden. Aus den eingehenden Meldungen richten wir unsere Kameras und Polizisten aus, um etwaige Verstöße schon von Vorneherein unterbinden zu können und Ihnen ein sorgenfreies Spiel zu ermöglichen.“

Das ist natürlich alles hypothetisch und nur meiner wilden, negativen Fantasie entsprungen. Meine Mutter meinte auch immer, ich habe eine rege Fantasie. So wird die Digitalisierung natürlich nicht aussehen, es wird alles gut.

Oder?

Schauen wir uns obige ausgedachte Zitate an.

Eine Annahme: Alles wird in Zukunft über Apps auf Mobilgeräten laufen. Browser-Alternativen gibt es nicht mehr.

Eine weitere Annahme ist, dass alle Anbieter von Diensten erwarten, dass Sie ein Konto mit Ihren echten Daten anlegen. Für alles, was Sie online tun. Das nennt sich Klarnamenpflicht.

Die dritte Annahme ist, dass Ihnen die Firmen ehrlich mitteilen, was Sie vorhaben.

Dazu ein 

Realitätscheck

Die Firmen teilen uns heute schon nicht mit, was Sie wirklich treiben. Und was Sie mitteilen ist nur teilweise komplett oder ehrlich. Beispielsweise hat der Chaos Computer Club auf dem Chaos Communication Congress gezeigt, dass viele Anbieter Daten sammeln, bevor Sie zugestimmt haben. Ich habe darüber berichtet. Gesagt haben Sie das nicht. Offensichtliches Beispiels: Die Bahn Navigations App, gegen die Digitalcourage gerade klagt. Dort sehen Sie auch ein Beispiel, dass in den AGBs und der Datenschutzerklärung nicht alle Empfänger der Daten aufgelistet sind.

Sie, als Individuum, habe heute keine Chance, sich dagegen zu wehren. Ich habe es mit Beschwerden bei den Landesdatenschützern versucht, drei Jahre lang, keine Chance.

Banken

Diese vollziehen langsam, wie bei dem Frosch im Kochtopf, eine Umstellung zu App-basiertem Online Banking. Diese Apps gibt es aber nur in den beiden grossen offiziellen Stores (ich kenne nicht jede Bank, daher mag es kleinere Ausnahmen geben) und Sie sind nicht Open Source. Diese tracken uns. Die Commerzbank hat eine einige Partnerschaft mit Google.  Sie lesen dort über die digitale Kontoanalyse. Viele Spaß.
Daher habe ich beispielsweise meine Commerzbank App gelöscht und mache Online-Banking nur noch im Browser. Dort kann ich das viel besser steuern und muss kein Konto im Google Play Store haben.

Die Banken können das, obwohl das nicht DSGVO-konform ist. Weil die Nutzer keine Möglichkeiten haben, Ihr Recht zu bekommen, siehe oben. Es wird einen Verein wie noyb, Digitalcourage oder Verbraucherschützer benötigen, damit dem Einhalt geboten wird. Doch die sind mit all diesen Verstößen sichtlich überfordert und es kann Jahre dauern, bis entschieden wird. Bis dahin hat sich das etabliert, worauf die Banken ja setzen. 

Ihre Aktion: Spenden Sie bitte noyb  oder Digitalcourage und melden Sie ihnen, welche Interessen Sie haben.

Früher und heute noch vereinzelt gab es das sog. ChipTan Banking. Sie hatten ein Lesegerät zu Hause am Computer, haben Ihre Girocard eingesteckt und dann das sicherste und DSGVO-konformste Online Banking gehabt. Doch das wird kaum noch angeboten. Und selbst wenn Sie danach fragen, wird es Probleme geben. Denn ich habe beispielsweise von der Commerzbank einen neue Visa Debitkarte erhalten. Damit könne ich meine Girocard wegschmeißen. Habe ich nicht gemacht, weil ich die gut finde und eigentlich, sofern ich nicht reise, die Visa Debit nicht benötige. Aber meine Girocard wird irgendwann ablaufen. Diese Visa Debit ist kostenlos. Und laut Aussagen der Banken nicht mehr für ChipTan geeignet. Für die Girocard haben viele Banken, so auch meine, Kosten eingeführt, nachdem die Banken jahrelang damit geworben haben, dass alles kostenlos ist. Wer kein regelmässiges Einkommen über meist 700€ pro Monat hat, muss bezahlen. Bei manchen Banken müssen Sie, egal bei welchem Einkommen, ca. 5€/Monat für die Girokarte bezahlen. Fazit: Wenn Sie DSGVO-konformes Banking überhaupt noch bekommen können, dann dürfen Sie dafür auch noch bezahlen. Mehr Details zu diesem Thema finden Sie auf dem Kuketz-Blog.

Reisen

Die Gesichtserkennung an Flughäfen nimmt zu. Pass einschieben, Gesicht in die Kamera halten und bingo. Aber auch die sonstigen Überwachungskameras an Flughäfen sind aktiv. Deutschland testet seit 2017 an Bahnhöfen entsprechende Verfahren.

Die Post in den Filialen.

An den Nacktscanner an Flughäfen haben wir uns ja schon gewöhnt. Sie dürfen auch die normale Kontrolle ohne Nacktscanner nehmen. Der Nacktscanner ist freiwillig. Oder auch nicht, wie Frau Nocun berichtet.

(Originalartikel leider nicht mehr gefunden, er wäre hier, alternativ hier)

Die Lufthansa hat im November 2020 das biometrische Boarding eingeführt.

Dieser Link führt übrigens zu jemanden, der den Begriff Privatsphäre nicht buchstabieren kann. 

Zuerst Mal müssen Sie dafür die entsprechende App aus den bekannten App Stores laden. Diese trackt Sie und sendet die Daten u.a. an US-Werbetreibende.  Natürlich ohne Ihre informierte Zustimmung. War da nicht was? Ich gehe davon aus, dass das in Zukunft die Pflicht ist.

Dann dürfen Sie sich registrieren. Dazu müssen Sie Selfies aufnehmen, den Pass daneben halten und natürlich der Nutzung zustimmen. Lustig dabei ist, dass der Name des Passagiers nicht gespeichert wird. Ob das dem Datenschutz hilft? Wieso wird der Pass fotografiert und dann nicht gespeichert? Um einen Abgleich mit dem Bild zu haben? Bart oder nicht, 10 Jahre älter… Ich weiss ja nicht.

Die Daten werden bei Microsoft Azure gespeichert. Das sind die, die gegen die Übermittlung von europäischen Daten in die USA in den USA geklagt und verloren haben. Also gehen Sie davon aus, diese Daten landen in den USA. Denn nach Schrems II gibt es kein Datenschutzabkommen mit den USA und selbst das aktuell diskutierte wird wohl zu einem Schrems III führen. D.h. Sie geben nicht nur die notwendigen Daten für das biometrische Verfahren ab, sondern werden über die App auch noch getrackt. Und ich gehe davon aus, dass das in Zukunft für jeden Flieger so wird.

Biometrische Daten im freien Fluss durch das Netz, bei einer amerikanischen Firma gespeichert, die uns über Telemetrie in Windows komplett überwacht. Ich weiss ja nicht.

Bei der Recherche zu diesem Artikel habe ich dann auch gelesen: Der externe Dienstleister der amerikanischen Grenzkontrolle, Perceptis, wurde gehackt. Offensichtlich kann niemand unsere Daten auch nur ansatzweise schützen. Nicht mal Regierungen. Sensible Daten. Daten, die den Identitätsdiebstahl erleichtern. Und genau das treiben wir in Deutschland mit der Digitalisierung vehement voran. Wie sagte eine Partei: Daten first, Datenschutz second. Sie meinte das anders. Überwachung first, Datenschutz last.

Also, wie immer, alles, was irgendjemand über Sie einsammelt, wird irgendwann öffentlich. Nur, dass Sie mehr und mehr dazu gezwungen werden, die Daten an Gott und die Welt zu verteilen, in fremde Länder. Wie ich in den Gefahren dargelegt haben, werden heute schon 197 Milliarden Datenpunkte in der EU pro Tag abgegriffen. Das sind ca. 400 am Tag pro Person, vom Säugling bis zum Greis. Das wird exponentiell mit der Digitalisierung steigen, von Rechts- und Firmenwegen erzwungen. Dort finden Sie auch den Hinweis, dass Google seine Daten an 1058 Unternehmen weitergibt, darunter auch Firmen in China und Russland.

Journalisten mussten bei der Einreise nach China ihr Handy abgeben und dieses haben die Behörden ausgelesen und eigene Software zur Überwachung installiert. Das kommt immer mehr. Die USA fragt mittlerweile nach Social Media Accounts. Alle Konten der letzten fünf Jahre. Ich habe meine Xing und LinkedIn Konten vor ein paar Jahren gelöscht und kann mich nicht mehr an die Daten erinnern. Außerdem werden Benutzernamen oftmals nach 90 Tagen wieder neu vergeben. Telefonnummern nach 6 Monaten. Geben Sie Ihre alte Telefonnummer an, kann diese neu vergeben sein, wer weiss an wen. Also nie wieder eine Handynummer ändern. Sonst kann Ihnen die Einreise in die USA verwährt werden. Wenn ich angebe, ich habe keine Social Media Accounts, weiss ich nicht, ob die mir das abnehmen und mich nicht einfach wieder nach Hause schicken. Außerdem ist eine Handynummer ein schöner Datenpunkt, um Daten zusammenzuführen.

Hotels und auch Airbnb überwachen Sie in den Hotelzimmern. Laut einer Studie sind in 11% der Airbnb-Zimmern versteckte Kameras. Auch Hotels neigen dazu, wie CNN zeigt, Rauchmelder durch Rauchmelder mit Kameras zu ersetzen.

Ich schweife ab. Bevor ich weiter zu den App Problemen komme, hier kurze Hinweise zum Thema fliegen:

Mehr und mehr Airlines statten die Sitze mit Kameras aus, die sie den ganzen Flug über überwachen können. Was sie schauen, hören, essen etc. wird ja schon gesammelt.

„…die Passagiere wurden überwacht, während sie ferngesehen oder geschlafen haben.“

https://edition.cnn.com/travel/article/cathay-pacific-onboard-camera/index.html

So können auch Gespräche abgehört werden.

Viele Hotels verwenden SmartTVs, die Marriott-Kette Alexa. 

Hilfestellung: 

  • Sagen Sie der Airline, dass sie nicht gefilmt werden wollen. Sie haben das Recht dazu. Ggf. fragen Sie vor dem Kauf des Tickets die Airline an, was sie tut. Und antworten Sie ihnen, dass Sie unter diesen Bedingungen das Ticket woanders kaufen.
  • Sollte es nicht anders gehen, identifizieren Sie die Kamera und überkleben sie diese. Also: Immer ein bisschen Klebeband oder einen Kameraabdecker dabei haben. Schreiben Sie das auf Ihr Urlaubpackzettel Dokument, damit Sie das nicht vergessen. Es wird der Standard des Fliegens werden.
  • Laut Durchführungsverordnung (EU) 2015/1998/Punkt 4.1.1 müssen Sie nicht durch den Nacktscanner laufen. Fragen Sie nach der Reihe ohne diesen. Und genießen Sie die Reaktion, Sie „Querdenker“.
  • Beim nächsten Einchecken im Hotel: Fragen Sie nicht nur nach dem WLAN Passwort sondern auch, ob sie SmartTVs verwenden, ob diese Kameras enthalten oder Alexa etc. Weisen Sie darauf hin, dass Sie das nicht möchten. Ggf. ziehen Sie den Stecker im Hotel. Und überprüfen das nach jeder Reinigung.
  • Gerade bei Airbnb durchsuchen Sie das Zimmer nach Kameras.
  • Benötigen Sie wirklich Social Media? Im Zweifelsfall nein. Siehe Buch von Jaron Laronier, Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst

Patrick Breyer von der Piratenparteil hat im März 2019 die EU-Kommission verklagt. 

Die EU plant einen Lügendetektortest für Reisende. Das Projekt heisst iBorderCtrl.

„Reisewillige sollen künftig zu Hause vor der Webcam einen Lügendetektor-Test absolvieren. Anhand der Mimik und des Verhaltens beim Beantworten von Standardfragen soll eine Spezialsoftware bestimmen, ob die Wahrheit gesagt wird. Auch das Facebook-Profil des Reisenden und seine anderen Aktivitäten in sozialen Netzwerken sollen in die Bewertung mit einfließen.“

Siehe oben

Als ich auf meine Weltreise gegangen bin, war ich super aufgeregt und nervös. Zumal meine Wohnung zu Hause noch nicht untervermietet war und ich keine internationale Krankenversicherung hatte. Und hey, eine Weltreise! Da darf man ein bisschen nervös sein oder? Da ich auch kein Facebook Profil habe, hätte man mich anstelle nach Singapur wohl nach Sing-Sing reisen lassen.

Auch der ORF berichtet über Bestrebungen der Regierungen, dass man in Zukunft in die USA und die EU (also die Leuchttürme der Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte) nur noch mit Selfie-App einreisen kann. Alle Menschen ohne Handy sind also aussen vor.

Wieder sollen Sie sich eine App, aus den einzigen beiden Stores, die amerikanischen Firmen gehören, herunterladen. Diese werden Sie tracken, überwachen und diese Daten verkaufen. Nur damit Sie noch fliegen können.

Spezialfall (?) Qatar

Aktuell ist die lupenreine Demokratie Katar (frei nach G. Schröder) in aller Munde. Doch wer zu den Spielen nach Doha reisen will, sollte sich warm anziehen (also im übertragenden Sinne und nicht nur, weil die Stadien runtergekühlt werden). 

  • Sie müssen ein Smartphone haben, sonst können Sie nicht einreisen. Das steht da so nicht und auch nicht in den Medien, ist aber eine zwangsweise Konsequenz der nächsten Punkte.
  • Auf dieses Smartphone müssen Sie die App „Hayya to Qatar“ laden.
  • Sollten Sie einen Arzt benötigen oder andere gesundheitsnahe Dienstleistungen, dann müssen Sie unbedingt die App Ehteraz installiert haben. Bis zum 1.11.2022 war auch die App ein Zwang. Jetzt nicht mehr. Obwohl?

Fangen wir mit Ehteraz an. Nehmen wir an, Sie installieren sie nicht, weil sie nicht davon ausgehen, bei den Spielen im Stadion krank zu werden. Schließlich ist das Qatar, eines der reichsten und technisch weitest entwickelten Länder der Welt. Dass Sie mit Schwulen oder Betrunkenen anecken, ist auch ausgeschlossen. Doch es ist so heiss, Sie kippen um. Was passiert nun? Sie haben die App nicht installiert. Werden sie nicht behandelt? 

Also sind Sie lieber auf der sicheren Seiten und installieren sie vorher, man weiss ja nie. Ehteraz ist eigentlich eine Covid-Warn-App. Um die Bewohner von Qatar vor Corona zu schützen, benötigt die App einige Rechte auf Ihrem Handy: Z. B. das Lesen, Ändern und Löschen aller(!!!) Daten auf dem Handy. Ich frage mich, wo da das von Apple und Google so gelobte Sandbox-Modell bleibt. Ehrlich: Ich weiss nicht, wie das technisch auf einem iPhone gehen soll. Aber ich bin auch kein Techie. Außerdem benötigt die App Zugriff auf den genauen Standort, WLAN und Bluetooth. Achja, für Covid-Nachverfolgung ist es auch wichtig, dass Ihr Handy nicht in den Schlafmodus wechselt. Da das aber nicht ausreicht, darf die App selbständig Anrufe initiieren und die Bildschirmsperre deaktivieren. Wahrscheinlich ruft sie bei der Sittenpolizei an, kurz bevor der Akku leer ist, oder wenn Sie mit einem Mann/Frau zu lange nebeneinander standen oder so dicht das … Wer weiss das schon.

Bleiben Sie gesund.

Die Hayya App ist da viel datensparsamer.

Diese fragt persönliche Daten ab und greift auf den genauen Standort zu. Außerdem kann sie die Smartphones in der Nähe (wie bei der deutschen Corona-Warn-App) orten. Damit lässt sich herausfinden, mit wem Sie wie lange in Kontakt waren. Sind Sie ein Mann, achten Sie darauf, nur Frauen um sich herum zu haben und umgekehrt. Und umgeben Sie sich nicht mit Terroristen oder anderen, von den Qataris nicht willkommenen Menschen (nach deren Definition). Ansonsten kommen die Qataris vielleicht auf ganz komische Ideen. Gehen Sie also auch Sklaven aus dem Weg. Denn das Filmen der Unterkünfte ist verboten, zumindest für Journalisten.

Auch diese App kann den Schlafmodus verhindern. Nehmen Sie eine Powerbank mit.

Da fällt mir ein: Wie ist das mit den Fußballern? Müssen die auch während des Spiels alle ihre Handys immer am Mann haben? Wäre da FIFA 2023 nicht die besser Lösung? Fragen über Fragen.

Ich hoffe ja darauf, dass sich zwei Spieler nach einem Tor auf den Mund küssen. Kommen die Qatarischen Sicherheitsbehörden dann auf das Spielfeld und führen die Spieler Neuer und Kimmich noch während des Spiels ab?

Übrigens: Im Zuge von Corona hat auch Indonesien und sicherlich noch viele andere Länder aufgerüstet. Wenn Sie heute nach Indonesien einreisen wollen, müssen Sie ebenfalls eine App installieren, die ähnliche Rechte wie Hayya haben will. Sie hat den schönen Namen PeduliLindungi. Sie müssen Ihr Zugriff auf den Speicher, den Standort und die Kamera geben. 

BTW: Schon vor Corona musste man, um eine SIM-Karte zu erhalten, seinen Pass zeigen, der gescannt und via WhatsApp (!!!) an die Regierung geschickt wurde. Vom privaten Handy eines Mitarbeiters. 

Fazit

Wir werden teilweise schon heute von Staaten und Unternehmen gezwungen, Smartphones zu haben. Auch wenn wir vielleicht gerade überlegen, ob wir den Kindern ein Schulbrot mitgeben oder die Heizung anmachen. Aber ein Smartphone muss jeder Mensch haben, sonst kann er am öffentlichen Leben nicht mehr teilnehmen, bekommt keine behördlichen Dokumente, kann sich nicht ummelden, kann keinen Pass beantragen usw. Schöne Digitalisierung. 

Und wir werden gezwungen (werden), dafür bei zwei amerikanischen Firmen ein Konto anzulegen. Firmen, die zu den größten und Mächtigsten der Welt gehören und teilweise von Werbung und dem Verkauf der Daten leben (auch Apple wird mehr und mehr zum Werbungsgigant, wie Wired berichtet). Firmen, die nicht dafür bekannt sind, Steuern zu bezahlen oder sich sonst an Gesetze zu halten. Die auch wissen, dass gerade die Deutschen Regierungen nichts gegen sie unternehmen werden. Während fast jedes Land in der EU gegen Google, Facebook, Apple oder Amazon Bußgelder wegen etwaigen Verstößen erhoben haben, ist Deutschland hier sehr sehr zurückhaltend. Die Deutschen Regierungen als wirtschaftliche Inkasso-Eintreiber oder zumindest Unterstützer von zwei grossen amerikanischen Firmen. Ich glaube ich muss jetzt erstmal Aktien kaufen.

Dazu kommt, dass wir für alle digitalen Anbieter nochmals Konten anlegen müssen. D.h. all Ihre Daten sind 100x, 1000x, unendlich mal im Internet zu bekommen. Mit der wachsenden Anzahl an Databreaches, Ransomwares und anderen Attacken, sowie der Unfähigkeit der meisten Firmen, Ihre Daten zu schützen, werden Hacks auf Sie privat, auf Sie als Mitarbeiter, auf Ihre Bankkonten, Emailkonten oder auch Identitätsdiebstahl massiv zunehmen. Da unsere Regierung kein Interesse hat, Sicherheitslücken zu schliessen, wird sie mitverantwortlich dafür sein, dass die Kriminalität im Internet massiv zunimmt.

Wahrscheinlich steht auf dem nächsten Zettel im Kleingedruckten, dass die Politik für nichts verantwortlich ist, wenn irgendetwas passiert.